Liebe Freunde,
letzte Woche hatte ich Einblick in einen Teil der russischen Gesellschaft, der mir zwar auf den Strassen begegnet, den ich aber versuchte nicht so zu beachten oder aber mindestens gedanklich verdrängte.
Ein Kollege in unserer Geschäftsleitung ist Inder und zieht nach 7 Jahren in Moskau nach Singapur weiter. Seine Frau hatte das Haus von Mutter Teresa in Moskau unterstützt und er bat mich, ob ich diese Unterstützung nicht weiterführen könnte. So sind wir an einem Abend zum Moskauer Haus von Mutter Teresa gefahren. Es war ein eindrückliches, bedrückendes und zugleich hoffnungsvoll und nachdenklich stimmendes Erlebnis.
Die Schwestern unterstützen Menschen, die durch alle Netze der Gesellschaft gefallen sind und auf der Strasse leben. Sie betreiben eine Gassenküche und bieten etwa 60 Menschen ein Zuhause, bis diese ihr Leben wieder selbstständig meistern. Viele dieser Menschen haben Alkoholprobleme, einige sind körperlich und geistig behindert. Die Jüngsten sind 20 Jahre alt, die Ältesten über 80. Vielen ermöglichen die Schwetern einen würdevollen letzten Lebensabschnitt bis zum Tod. Auf Grund der grossen Kälte im Winter mussten vielen der Bewohner Glieder amputiert werden, da sie betrunken und ungeschützt über längere Zeit in der Kälte blieben.
Das Haus ist sehr einfach eingerichtet, mit einer Küche, einem kleineren Essaal und verschiedenen Schlafräumen. Es hat eine kleine Kapelle und einen Raum in welchem die Alkoholiker ihre Therapien erhalten.
Vier Dinge sind mir während meines Besuches besonders aufgefallen:
- Ich weiss wenig bis gar nichts über das Leben dieser Menschen, denen ich doch täglich auf der Strasse begegne. So habe ich erfahren, dass diese Leute fast 'süchtig' sind nach dem Leben auf der Strasse und für sie schwierig ist, davon loszukommen. Auch haben sie untereinander klare Regeln, so zum Bsp. haben sie eigentliche Territorien in welche sie gehören und sie können sich nicht einfach frei in der Stadt bewegen.
- Die Schwestern, welche dieses Haus betreiben, haben sich von sämtlichen materiellen und statusorientierten Dingen des Lebens verabschiedet und widmen sich voll und ganz diesen bedürftigen Menschen. Das beschäftigt mich noch immer, natürlich auch vor dem Hintergrund meines eigenen Denkens und Tuns.
- Mutter Teresa ist in diesem Haus allgegenwärtig. In Gesprächen, auf Bildern, in den Zimmern. Unaufdringlich, fast nebensächlich - aber immer präsent.
- Das Haus ist voller Fröhlichkeit. Die Schwestern hatten immer ein Lächeln für die Bewohner und sie strahlen eine unglaubliche Gelassenheit und Fröhlichkeit aus. Ich hatte jederzeit das Gefühl, dass sie mit dem Leben und mit sich selbst völlig im Reinen sind. Eindrücklich.
Auf alle Fälle werde ich die Unterstützung für das Mutter Teresa Haus in Moskau übernehmen und weiter führen. Diese Menschen haben es ganz einfach verdient, dass man etwas für sie tut.
Do svidanija,
Matthias
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