Sonntag, 28. Januar 2007

Winter

Liebe Freunde,
der Winter ist definitiv eingekehrt in Moskau. Es hat viel geschneit und die Temperaturen bewegen sich um die -10 Grad. Der Verkehr wird unter diesen Bedingungen noch stockender und ganze Kolonnen von Lastwagen sind daran, den Schnee aus dem Zentrum wegzutransportieren. Die Menschen hier sind jedoch richtig froh, dass er Winter jetzt da ist. Ich habe nur froehliche Kommentare gehoert und lachende Gesichter gesehen.
Eigentlich haette ich ja letzten Sonntag nach Amsterdam fliegen sollen. Aber in der Nacht auf Sonntag hat mich die Frau meines Chefs aus Rotterdam angerufen, dass ihr Mann notfallmaessig ins Spital musste. Gluecklicherweise ist es nichts Schlimmeres. So konnte ich also einen ruhigen Sonntag in Moskau verbringen. Ich habe dies fuer einen langen Spaziergang durch Moskau im Schneegestoeber genutzt, es war herrlich. Ich hatte zudem vor, die Tretyakov Gallerie zu besuchen, aber die lange Warteschlange im Freien bei tiefen Temperaturen und heftigem Schneefall hat mich bewogen, diesen Besuch auf ein anderes Mal zu verschieben.
Dabei ist mir ein weiteres Mal aufgefallen, dass die Moskauer ein ganz anderes Temperaturgefuehl haben. Auch bei diesen kalten Temperaturen sieht man junge Frauen im bauchfreien Top auf der Strasse und Maenner im Kurzarm T-Shirt in der Metro. Und der Frost haelt niemanden davon ab, sein Bier auf der Strasse zu geniessen. Persoenlich halte ich mich da lieber an einen Capuccino oder eine warme Schokolade.
Gestern Samstag war ich Einkaufen: Toaster, zusaetzliche Boxen fuer meinen iPod und Lebensmittel. Nach dem Einkauf bat ich Pavel (meinen Fahrer) mich in ein Cafe oder Restaurant zu fahren, damit wir fruehstuecken koennen. Da Pavel weiss, dass ich gerne italienisch esse, hat er mich um 10 Uhr morgens in eine Pizzeria gefahren. Ich bin dann allerdings bei Kaffee und Orangesaft geblieben.
Fast jeden Tag entdecke ich in Moskau wieder neue Seiten. So ist mir erst diese Woche aufgefallen, dass es mitten im Zentrum eine grosse Skisprungschanze und einen Sessellift gibt. Abends um 10 Uhr waren da viele Skifahrer und Snowboarder. Einfach cool, habe nicht schlecht gestaunt.
Do svidanija,
Matthias

Samstag, 20. Januar 2007

Geburtstagsparty

Liebe Freunde,

gestern Freitag war ich an eine Geburtstagsparty eingeladen. Eine meiner Mitarbeiterinnen hat ihren 55. Geburtstag gefeiert. Nachdem ich mich von meiner Assistentin betreffend Geschenken habe beraten lassen (Blumen und Geld), habe ich mich am Nachmittag mit einiger Verspaetung auf den Weg nach Tula (Tula liegt 180 km suedlich von Moskua hat etwa 300'000 Einwohner) gemacht. Verspaetet deshalb, weil ich fuer die Einfuhr meiner Habseligkeiten noch eine notarielle Bestaetigung (habe noch nie ein Dokument mit so vielen Stempeln gesehen) brauchte, und dies hat dann fast eine Stunden gedauert und nicht 30 Minuten wie angekuendigt. Aber das haette ich eigentlich wissen muessen, mein Fehler. Zu allem Uebel geriet ich dann noch in den Moskauer Feierabendverkehr, so dass ich alles in allem fast 90 Minuten zu spaet in Tula zur Party erschien.
Kaum im Restaurant angekommen, die Blumen uebergeben und meine guten Wuensche ueberbracht, stellte ich mich Schrecken fest, dass sie auf mich gewartet hatten! 50 Gaeste und weil der Auslaender nicht da ist, geht's nicht richtig los. Mann, hatte ich vielleicht ein schlechtes Gewissen. Ich sass zur linken der Jubilarin und kaum hatte ich mich gesetzt, haben sich alle aufs Essen gestuerzt.
Tatyana hat mir dann die Gaeste vorgestellt: Familie, Freunde und Arbeitskollegen. Mehrere Gaeste waren in Uniform. Tatyana war frueher Offizierin und Chefin der Auslaenderpolizei in der Region Tula. Waehrend des Essens begannen kurze Reden zur Ehre der Jubilarin, natuerlich alle mit einem Glas Vodka zelebriert. Schnell wurde mir klar gemacht, dass jetzt ich an der Reihe sei - ich war ziemlich nervoes, habe ja noch nie vor einer russischen Partyrunde eine Rede gehalten. Zum Glueck fielen mir einige launige Worte ein, die Leute haben viel gelacht und Tatyana war happy.
Danach wurden fast den ganzen Abend russische Lieder gesungen. Drei Maenner hatten Gitarren dabei und los gings. Fast alles ziemlich melancholische Lieder, ueber die Liebe, die Armee, Offiziere, Freundschft etc. Da die Schwester von Tatyana Deutschlehrerin ist, hatte ich fast simultane Uebersetzungen der Liedertexte. Was ganz spannend war: von den 50 Gaesten haben ca. 49 lautstark mitgesungen - und der Schweizer hat fasziniert zugehoert. Spontanes und ausgelassenes Tanzen (wird langsam zu meinem Spezialfach), viel Trinken und gutes Essen rundeten den Abend ab.
Um Mitternacht habe ich mich, um eine sehr spannende Erfahrung reicher, verabschiedet. Es hat extrem geschneit, aber Pavel hat mich zuverlaessig und sicher wie immer nach Moskau gefahren. Ich war froh, als ich um drei Uhr frueh wieder zu Hause war.
Morgen gehts nach Amsterdam. Ich habe dort am Montag Morgen mein Jahresgespraech und fliege noch am selben Nachmittag via Frankfurt wieder zurueck nach Moskau.
Dosvidanya,
Matthias

Sonntag, 14. Januar 2007

Tamara

Liebe Freunde,
nein, nicht was ihr jetzt denkt. Tamara ist meine Russisch-Lehrerin. Sie ist eine sehr nette, aeltere Dame, etwa 70 Jahre alt, war Dozentin fuer Deutsch und Russisch and verschiedenen Universitaeten und Instituten und versucht jetzt, mir zwei- bis dreimal pro Woche die russische Sprache naeher zu bringen.
Sie hat strikte Regeln und klare Vorstellungen wie das zu funktionieren hat. Sie moechte mindestens zwei Stunden am Stueck lernen (ihre Studenten wuerden schliesslich mindestens 4 Stunden pro Block pauken), Pausen nur falls absolut notwendig, Getraenke wie Wasser oder Tee lenken nur ab, und Hausaufgaben - und zwar reichlich - sind ein absolutes Muss. Nun, nach unserer zweiten Stunde ist sie ein wenig nachsichtiger mit mir geworden. Unter der Woche wuerde sie meinen langen Arbeitstag in Betracht ziehen und daher nur 90 Minuten ansetzen. Und die Hausaufgaben koennten wir ja reduzieren, aber nur leicht. Aber dass ich die Handschrift lernen muesse, das sei nicht verhandelbar (und das macht das an sich schon schwierige Alphabet nochmals doppelt so kompliziert). Nun denn, ich fuege mich der Fachfrau und schaue mal, was wir in den naechsten zwei Monaten so hinkriegen.
Das Wetter ist auch in Moskau viel zu warm. Die Temperaturen bewegen sich meist um den Gefrierpunkt herum und es regnet haeufig und ausgiebig. Und das bedeutet, dass Moskau dann sehr schmutzig ist. Auf den Strassen bildet sich ein brauner Schleim, helle Hosen kann man schlicht nicht tragen und Schuhe putzen ist jeden Abend angesagt. Schaun mer mal ob der Winter doch noch kommt, ich wuerde mir so richtig viel Schnee wuenschen!
Dosvidanya,
Matthias

Mittwoch, 10. Januar 2007

Duebendorf

Liebe Freunde,

nachdem ich an Weihnachten noch in Russland gearbeitet habe und zwei sehr interessante Fabrikbesuche erleben durfte, bin ich dann am 28. Dezember in die Schweiz geflogen. Es war erstaunlich, dass das Flugzeug ueberhaupt abheben konnte. Noch nie habe ich am Check-In soviele Leute Skiausruestungen verladen sehen. Es schien als wuerde halb Moskau in die Schweiz zum Skifahren fliegen.
In der Schweiz standen dann Besuche bei Familie und Freunden auf dem Programm, insbesondere aber auch die Abgabe meiner Wohnung in Duebendorf. Ich muss gestehen, dass ein Umzug ins Ausland schon anders funktioniert als einer von Kloten nach Duebendorf. Ich habe viel mehr Sachen entsorgt, das ganze Verpacken war viel aufwendiger und die Zollbeamten in Russland scheinen total verrueckt zu sein, unglaublich was die alles wissen wollen und welche Dokumente die benoetigen. Aber es hat alles geklappt, ist vorbei und erledigt - und hoffentlich kommen die Sachen irgendwann auch in Moskau an.
Das Silvester habe ich uebrigens sehr gediegen verbracht. Habe mich kurzfristig entschieden alleine zu bleiben, ich brauchte ein wenig Ruhe fuer mich. Habe dann am Abend den Pizzakurier bestellt (da weiss man was man hat) und mir nach Mitternacht am Buerkliplatz das Zuercher Feuerwerk in reingezogen. Super, toll, einfach schoen anzusehen.
Seit drei Tagen bin ich nun zurueck in Moskau und schon wieder voll im Arbeitsalltag. Spezielles diese Woche: das Weihnachtsessen mit der Geschaeftsleitung und meine erste Russischstunde! Bin v.a. auf letzteres sehr gespannt. Ihr werdet davon lesen.
Dosvidanya,
Matthias