Donnerstag, 9. August 2007

Immobilien

Liebe Freunde,
heute für einmal wieder ein wenig Einblick in russische Gepflogenheiten, Thema: Immobilien.
Das Kaufen von Wohnungen oder Häusern in Moskau ist ein wirkliches Abenteuer und ein ziemliches Risiko-Geschäft, vor allem wenn man sich auf die günstigere Variante einlässt und eine Wohnung kauft, die erst auf dem Papier besteht.
Es ist nicht selten, dass sich die angeblichen Bauherren mit dem eingenommenen Geld aus dem Staub machen und gar nie gebaut wird. Oder sie gehen während dem Bau Konkurs, und bei der Nachfolgefirma muss man seine eigene Wohnung dann nochmals kaufen. Es kann auch vorkommen, dass man das Geld wieder zurück erhält wenn die Wohnung dann endlich steht, weil die Bauherren dann zu einem viel höheren Preis wieder verkaufen können.
In der Regel enthält der Kaufvertrag kein Bezugsdatum, es kann also Jahre dauern bis mit dem Bau überhaupt begonnen wird. Meine Mitarbeiterin konnte ihre Wohnung jetzt 5 Jahre nach dem Kauf beziehen. Dabei war das Haus dann allerdings nicht ganz so, wie das ursprünglich versprochen wurde: kein Lift, andere Fassaden, kein Innenausbau. Moskauer rechnen in der Regel, dass sie nochmals etwa die Hälfte des Kaufpreises in den Innenausbau und Qualitätsverbesserungen investieren müssen. Meine Mitarbeiterin musste beispielsweise alle Fenster herausreissen und ersetzen, die Wände waren schief und mussten ausgebessert werden und die Geschichte mit den Sanitäranlagen will ich euch ersparen. Und dabei ist sie jetzt noch nicht mal offizielle Besitzerin, weil es nochmals Jahre gehen kann, bis das Gebäude registriert ist. Momentan hat sie also nur einen Kaufvertrag und die Schlüssel . . .
Natürlich ist der Immobilienboom ungebrochen und viele Leute verdienen viel Geld dabei, aber es ist ein schwieriges Geschäft. Ich jedenfalls bin froh, dass ich in meiner schönen Wohnung leben kann und keine solchen Probleme haben. Dass meine Putzfrau wieder mal 'schwänzt', fällt da ja überhaupt nicht ins Gewicht.
Do svidanija,
Matthias

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