Samstag, 22. März 2008

London

Liebe Freunde,

diese Woche stand ein Workshop in London auf dem Programm. So bin ich dann am Montag Abend nach Moskau geflogen. Zeitlich war ich ein wenig knapp dran, geriet in den Feierabendverkehr und prompt hätte ich in Moskau fast meinen Flieger verpasst.
Der Workshop in London war dann etwas vom Besten was ich beruflich bis jetzt erleben durfte. Wir haben drei Tage lang über Personal-Strategien für Emerging Markets diskutiert und Vorschläge erarbeitet. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus Polen, China, Südafrika, Indien, Brasilien und zwei Mitgliedern der Konzernleitung haben wir Szenarien für die nächsten 10 Jahre entwickelt und entsprechende Ansätze für Unilever entworfen. Unterstützt wurden wir dabei von einem 'Futuristen'. Die Diskussion mit Kollegen aus aller Welt, die Einsicht in andere Kulturen und das Diskutieren in einer kleinen und hochkarätigen Gruppe war spannend, lehrreich und hat wirklich viel Spass gemacht. Wir werden unsere Vorschläge Mitte Mai der Konzernleitung präsentieren.
Am Donnerstag Abend gings dann zurück nach Moskau. Leider hatte mein Flug fast eine Stunde Verspätung, so dass ich erst um 05:30 in Moskau ankam. Schnell nach Hause, 3 Stunden ins Bett und dann gings an eine Konferenz, die wir jedes Jahr für Moskauer Studenten veranstalten. Ich präsentierte dort einige Ansätze zu denn Themen erste Schritte nach dem Studium und Karriere. Die 300 Studenten waren sehr aufmerksam und stellten viele Fragen. Auch nach dem Vortrag kamen viele mit persönlichen Fragen auf mich zu. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen wie lernbegierig die jungen Menschen hier sind. Davon könnten andere Länder einiges lernen, die Schweiz nicht ausgenommen.
Do svidanija,
Matthias

Sonntag, 16. März 2008

Glamour Club

Liebe Freunde,
inzwischen bin ich wieder gesund, so dass ich auch dem Moskauer Nachtleben wieder ein wenig frönen kann. Deshalb heute ein kurzer Eintrag zu diesem Thema.
Wir waren vergangene Nacht zu dritt unterwegs. Ein Rumäne, ein Franzose und der Schweizer. Durch Beziehungen um verschiedene Ecken konnten wir einen Tisch im Club Soho Rooms für 21 Uhr reservieren. Dieser Club ist erst vor zwei Monaten eröffnet worden, ist ziemlich angesagt und daher auch ziemlich snobistisch. Normalerweise kommt man da gar nicht rein. Auf drei Etagen vergnügen sich die Schönen und Reichen Moskaus. Und die Frauen in diesem Club waren wirklich schön, sogar für Moskauer Verhältnisse - und das will etwas heissen. Das Innendesign des Clubs ist wirklich extravagant und das Essen ausgezeichnet. Die Preise sind allerdings entsprechend.
Um 23:30 kam dann eine Club Hostess (davon gibt's in diesen Clubs Dutzende) an unseren Tisch. Diese Hostessen haben als einzige Aufgabe die Tische zu managen und die Gäste logistisch durch den Club in die verschiedenen Etagen zu lotsen. Mit einem wirklich süssen Lächeln erklärte sie uns, dass jetzt die 1'500 Euro "Tischgebühr" fällig wären! Nach einer kurzen Diskussion haben wir uns dann geeinigt, dass wir für eine halbe Stunde an die Bar dislozieren und dann um Mitternacht in den Disco-Bereich umziehen (der öffnet erst dann). Nur Minuten später war unser Tisch von einer Clique sehr junger Gäste besetzt. Das Tischgeld schien weder Abschreckung noch ein Problem. Bin wohl zu sehr Schweizer um mir ein solches Vergnügen je leisten zu wollen.
Um 03:30 liessen wir die Nacht ausklingen, die Party war noch voll im Gange.
Do svidanija,
Matthias

Sonntag, 9. März 2008

Indien

Liebe Freunde,
es hat ein wenig gedauert bis zu diesem Eintrag. Grund ist, dass ich einige Zeit krank war. Hier in Moskau hat eine Grippe-Epidemie grassiert und leider hat es mich vor 1 1/2 Wochen auch erwischt. Bin sofort zum Arzt und er hat mir verschiedene Medikamente verschrieben, u.a. Tamiflu. Musste dann sieben Apotheken abklappern bis ich alle Medikamente zusammen hatte, es schien, dass halb Moskau dieselben Medikamente benötigte.
Da ich an jenem Weekend den Trip nach Indien geplant hatte, habe ich mich dennoch auf den Weg nach Mumbai gemacht, mit leichtem Fieber zwar aber durchaus optimistisch. Das war ein Fehler . . .
Nach achtstündigem Flug bin ich Sonntag morgens früh in Mumbai angekommen. Am Zoll hat mich dann der Beamte nach meinem Visum gefragt - ich hatte keines. Mir schwante Böses. Zwei Minuten später sass ich in einem kleinen und stickigen Raum umgeben von indischen Zollbeamten, die mir klar machten, dass ich mit demselben Flug zurück nach Moskau müsste. Keine Chance ein Visum zu erstehen, keine Chance für eine kleine Bestechung. Ich bin mir noch nie in meinem Leben so dämlich vorgekommen. Natürlich war es mein Fehler, dass ich nicht geprüft hatte ob ich für Indien ein Visum benötige.
Da ich meinen Rückflug nicht mit Aeroflot gebucht hatte, wollte mich Aeroflot nicht nach Moskau mitnehmen. Konnte sie dann überzeugen, aber sie bestanden auf Barzahlung. So viel Geld hatte ich natürlich nicht und da es Sonntag war, waren am Flughafen in Mumbai die Banken geschlossen. Ich konnte den Verantwortlichen der Aeroflot dann überzeugen meinen Pass zu konfiszieren und mir den in Moskau erst wieder zurückzugeben, wenn ich das Ticket in Moskau mit der Kreditkarte bezahlt hätte.
Nach erneut achtstündigem Flug unter starkem Fieber war ich dann zurück in Moskau. Noch beim Flugzeug wurde ich bereits von der Polizei erwartet. Ein Beamter übergab mich dem nächstem und schliesslich wurde ich den Zollbehörden übergeben. Was folgte war ein 30 minütiges Verhör warum ich nicht in Indien habe einreisen können! Es hat mich einiges an Überzeugungskraft gekostet, dass ich schlussendlich ohne speziellen Vermerk wieder nach Russland einreisen konnte. Das Ticket konnte ich übrigens nirgends bezahlen, bei Aeroflot wusste schlicht niemand wie mein Fall zu behandeln sei, denn ohne bezahltes Ticket zu fliegen, dass gibt es einfach nicht . . . .
So war ich nach einem 24 stündigen Horrortrip wieder zu Hause, hatte starkes Fieber und fühlte mich richtig mies.
In der Zwischenzeit geht es mir aber wieder besser. Und falls ihr je nach Indien reist, vergesst das Visum nicht . . . .
Do svidanija,
Matthias