Samstag, 29. Dezember 2007

Besonderheiten

Liebe Freunde,

zum Jahresabschluss möchte ich euch einige Dinge zum Schmunzeln nicht vorenthalten. Alle diese Dinge habe ich in der vergangenen Woche erlebt. Ich war wieder einmal unterwegs und habe Montag / Dienstag Kiev besucht and war Donnerstag / Freitag dann in St.Petersburg.
In Kiev haben mein HR Team und ich ein Restaurant besucht, in welchem sie kleine Zwergschweine halten. Zuerst dachte ich ja, dass dies ganz in der chinesischen Tradition die lebendige Vorratshaltung des Restaurants ist (habe vorsichtshalber kein Schweinefleisch bestellt). Es hat sicher jedoch herausgestellt, dass die Schweine irgendwie zum Inventar gehören.
Zurück in Moskau habe ich dann ein Paket auf der Post abgeholt. Meine liebe Mutter hat mir zwei Christstollen geschickt. Das Abholen grosser Pakete ist ein echtes Abenteuer und dauert normalerweise Stunden. In diese Poststelle wurde seit Jahrzehnten nicht investiert, die Bodenplatten sind lose, es ist bitterkalt im Schalterraum und eine einzige Beamtin bedient die vier Postschalter. Die gute Dame ist sicherlich fast 70 Jahre alt. Das Erstaunliche aber sind ihre Brillen. Sie trägt während der Arbeit zwei ganz normale Brillen übereinander. Und wenn sie dann eine Adresse lesen muss, stülpt sie tatsächlich noch eine dritte Brille darüber!
In St. Petersburg hat mich unser Fahrer abgeholt. Wir haben ein wenig über die anstehenden Ferien geplaudert und er wollte mir unbedingt seine Ferienfotos zeigen. So öffnet er also bei voller Fahrt das Handschuhfach. Als erstes zieht er einen Revolver heraus und bittet mich, diesen doch einen Moment zu halten, damit er die Fotos heraussuchen könne . . .
Am Freitag Morgen hat es dann geregnet und es war sehr schmutzig auf den Strassen. Der Scheibenwischer hat auch nicht mehr so ganz funktioniert. Auf meine Nachfrage hin hat mit der Fahrer erklärt, neue Scheibenwischer seien teuer und funktionierten sowieso nicht richtig gut. Stattdessen zog er ein Paket aus der Seitenablage, öffnete das Fenster und streute (wiederum bei voller Fahrt) ein braunes Pulver auf die Windschutzscheibe. Das habe schon sein Grossvater so gemacht. Das braune Pulver sei Tabak und mit einem breiten Grinsen erklärte mir: 'Chemical Process very good!'.
Russland und seine Menschen: man muss sie einfach gerne haben . . .

Do svidanija,
Matthias


P.S. Untenstehend ein paar Fotos der letzten Firmenparty: ein (kleiner) Teil meines HR Teams, die Sales Trainer aus Voronesh und Novosibirsk und schliesslich Pavel, ein Kollege aus der Geschäftsleitung

Samstag, 22. Dezember 2007

Jahresende

Liebe Freunde,
das Jahr neigt sich langsam dem Ende entgegen. Weihnachten steht vor der Türe (hier in Russland zwar erst am 7. Januar), im Geschäft wird es langsam ruhiger und es stehen ein paar besinnliche Tage an. Zu Hause habe ich den kleinen Weihnachtsbaum aufgestellt, den mir meine Schwester letztes Jahr geschenkt hat. Und morgen habe ich russische und rumänische Gäste zu einem Raclette Abend.
In dieser Woche standen die verschiedenen Neujahrsparties auf dem Programm und wir haben jeden zweiten Tag bis in die frühen Morgenstunden mit unseren Mitarbeitern an den verschiedenen Standorten gefeiert. Es war wie schon letztes Jahr ein tolles Erlebnis. Die Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und Lebensfreude der Menschen ist einfach eine Freude. An der letzten Party in Moskau haben wir als Geschäftsleitung ein kurzes russisches Märchen aufgeführt (ich musste als Hase über die Bühne hoppeln und singen!). Die Mitarbeiter waren extrem überrascht, dass wir so etwas gemacht haben und der Erfolg war überwältigend.
In Russland ist die gesamte nächste Woche eine ganz normale Arbeitswoche und so werde ich die Zeit nutzen und nochmals in die Ukraine und nach St. Petersburg reisen. Ich bin zuversichtlich, dass wir das Jahr erfolgreich abschliessen.
Diese Zeit des Jahres ist ja immer auch Anlass um kurz inne zu halten und zurück zu blicken. Es war für mich persönlich ein sehr ereignisreiches, erfülltes und befriedigendes Jahr. Ich habe den Wechsel nach Moskau nie bereut und schon in dieser kurzen Zeit viele Erfahrungen fürs Leben gemacht - beruflich wie privat. Viele unbekannte Menschen habe ich getroffen und neue Kollegen und Freunde gefunden. Mit einigen "Schweizer" Freunden und mit meiner Familie konnte ich den Kontakt aufrecht erhalten und einige haben mich ja auch in Moskau vorbei geschaut. Auch Anne in Brasilien konnte ich besuchen und so nach längerer Zeit wieder sehen. Es war ein tolles Jahr und ich bedanke mich bei allen, die dazu beigetragen haben. Ich bin mir bewusst, wie gut es mir geht und ich bin sehr dankbar dafür.
Ich wünsche euch allen eine besinnliche und frohe Weihnachtzeit, ein paar ruhige Tage und einen guten Rutsch in ein tolles neues Jahr!
Do svidanija,
Matthias

Sonntag, 16. Dezember 2007

Weihnachtszeit

Liebe Freunde,
auch hier in Moskau ist die Weihnachtszeit angebrochen. Auf fast allen grösseren Plätzen stehen riesige, bunt beleuchtete Weihnachtsbäume und alle grösseren Strassen verfügen über eine Weihnachtsbeleuchtung. An vielen Geschäften, Fassaden und Brücken wird der Bevölkerung ein gutes, neues Jahr gewünscht. Das Shoppingfieber ist noch ausgeprägter als sonst schon und der Verkehr im Zentrum noch dichter als gewöhnlich.
Im Geschäft allerdings rückt Weihnachten erst langsam ins Zentrum. Viele Projekte müssen abgeschlossen werden, die Planung und das Budget für das nächste Jahr stehen und wir stecken sehr viel Energie in das Erreichen der diesjährigen Ziele. Doch das Büro ist schon festlich geschmückt und vergangenen Freitag stand die erste der diesjährigen Neujahrsparties auf dem Programm. So flog ich am Nachmittag nach St.Petersburg. Die Sonne war gerade um Untergehen und auf der gefrorenen baltischen See waren einzelne Kite-Surfer auf Skiern unterwegs - eine fantastische Stimmung. Auch die Stimmung an der Party war wie schon letztes Jahr ausgelassen und fröhlich. Habe wieder einmal sehr viel getanzt und fiel um 3 Uhr morgens todmüde ins Bett. Nun ja, diese Woche stehen am Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag die nächsten Parties und Anlässe auf dem Programm - da soll noch einer sagen, ich hätte einen einfachen Job . . . .
Da in Russland ja erst am 7. Januar Weihnachten ist, werden wir bis am 30. Dezember arbeiten. Danach dann haben wir Ferien bis am 8. Januar. Ich werde am 24. Dezember nach Kiev fliegen und mit meinem HR Team in der Ukraine das kommende Jahr vorbereiten. Danach steht dann nochmals ein Trip nach St.Peterburg auf dem Programm, bevor es endgültig daran geht, das alte Jahr zu verabschieden. Ich habe mir fest vorgenommen, das kommende Jahr auf dem roten Platz zu begrüssen.
Ich wünsche euch allen einen guten Abschluss im 2007, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in ein aussergewöhnliches 2008. Oder wie man in Russland sagt: S Novym Godom!
Do svidanija,
Matthias

Sonntag, 2. Dezember 2007

Freud und Ärger

Liebe Freunde,
diese Woche waren Freude und Ärger meine konstanten Begleiter. Lasst mich mit dem Ärger beginnen.
Zuerst einmal habe ich die erste heftige Erkältung der Saison eingefangen. Und ich wurde sie fast nicht mehr los. So blieb ich zwar zwei Tage zu Hause, habe Tee getrunken und fleissig Vitamine gebunkert, aber es hat trotzdem bis heute gedauert, bis ich mich wieder einigermassen auf dem Damm fühle. Für das zweite Ärgernis hat wieder einmal ABN AMRO gesorgt. Ich kann dazu nur sagen: geniesst den Service der Banken in der Schweiz, er ist um Lichtjahre besser als alles was ich hier erlebe! So ist meine Kontokarte abgelaufen, ohne dass sie mir eine neue Karte geschickt haben. Mit dem Resultat, dass ich momentan nicht an mein Geld auf meinem Rubel-Konto herankomme. Ziemlich ärgerlich, weil mich das am Montag sicherlich 3 Stunden kosten wird um alles Entsprechende zu organisieren. Und dann kann ich meine Miete nichtpünktlich bezahlen - das könnte Ärger geben . . .
Aber die Woche hat auch Freude gebracht. Zuerst einmal hat es wieder so richtig geschneit. Und Moskau ist wirklich schön wenn es so richtig im Schnee versinkt. Während zweier Tage hatten wir ein Meeting im Le Meridien Country Club vor den Toren Moskaus. Es war einfach herrlich durch die verschneiten Wälder zu stapfen, den dichten Schneefall zu erleben und die kalte und erfrischende Luft einzuatmen. Erfrischung und Erholung pur. Zum Zweiten war ich am Samstag Abend bei einem Schweizer Ehepaar zum Nachtessen eingeladen. Ich habe die beiden an der 1. August Feier in der Schweizer Botschaft kennen gelernt. Wir hatten einen schönen Abend, viel über unsere Erfahrungen in Russland, Moskau und im Geschäftsleben diskutiert. Es ist interessant zu sehen, dass man in dieser Stadt eben viel Gemeinsames aber auch Unterschiedliches erleben kann.
Heute sind Wahlen in Russland, die Mitglieder des Parlaments, der Duma, werden gewählt. Im Zentrum Moskaus war davon eigentlich nicht viel zu spüren, es blieb weitghend ruhig und war eigentlich wie immer an einem kalten Sonntag auf dem roten Platz. Schön und friedlich.
Do svidanija,
Matthias

Samstag, 24. November 2007

Millionärs-Messe

Liebe Freunde,
nach drei Tagen in Prag, einer sehr späten Ankunft und einem langen Tag am Freitag, war heute Entspannung angesagt. Und wo könnte man das besser machen als an der Millionärs-Messe?
Nun, um gleich allen Spekulationen vozubeugen, ich bin natürlich kein Millionär, auf alle Fälle nicht in Schweizer Franken. Aber die Messe ist auch für weniger gut Betuchte geöffnet, Eintritt 50 Franken. Dies wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und bin heute mit einem Freund da hingefahren. Nun hat so eine Messe natürlich ein paar Regeln. Erstens gibt es da fast nichts zu kaufen, was ich mir persönlich leisten könnte oder möchte, mit Ausnahme von Mövenpick Glacé und vielleicht der einen oder anderen Uhr. Zweitens sind absolut nirgends Preise angeschrieben und falls man danach fragt, erntet man höchstens sehr verwunderte Blicke. Drittens ist die Dichte von jungen und aussergewöhnlich schönen Frauen noch höher als sonst schon in Moskau, und das will etwas heissen.
Ansonsten ist fast alles zu haben. Ein paar Beispiele gefällig: Gulfstream Flugzeuge mit Innenausbau nach Wunsch, jede Menge Villen und Grundstücke an exklusiven Plätzen mit einem klaren Schwerpunkt in Dubai, Helikopter mit dazugehöriger Jacht, diamantenbesetzte Schnuller für die Kleinen, Bentley's und Rolls Royce, die dann nochmals getunt und aufgemotzt sind, Kältekammer (bis -85 Grad) für Zuhause, Handy-Halter und Aschenbecher in Gold, Edel-Vodka in goldener Flasche und natürlich jede Menge Schmuck und Uhren.
Es war ein wirklich vergnüglicher Samstag-Nachmittag an der Messe. Die Menschen zu beobachten hat fast gleichviel Spass gemacht wie das (manchmal ungläubige) Bestaunen des Angebotenen.
Do svidanija,
Matthias

Samstag, 17. November 2007

Samstag-Morgen

Liebe Freunde,
es ist Samstag-Morgen, draussen schneit es und es ist ziemlich kalt. Ich habe bis 9 Uhr geschlafen, ein kleines Frühstück zu mir genommen und mache mich jetzt daran den Tag zu planen.
Als erstes wird Einkaufen auf dem Programm stehen. Da ich einige spezielle Sachen brauche, werde ich nicht den kleinen Supermarkt um die Ecke nutzen können. Werde mich daher zu Fuss aufmachen (gut verpackt, Mütze und Handschuhe absolut obligatorisch) und den grösseren Markt nutzen, der etwa 20 Minuten von meiner Wohnung entfernt ist. Danach steht die persönliche Buchhaltung an, ich habe die letzten Wochen alle Belege unsortiert schubladisiert. Da ich jetzt Bank-Konti in Russland und der Schweiz in 3 verschiedenen Währungen habe, dauert das immer etwas länger. Auch Arbeit für Unilever wird noch zu erledigen sein. Es läuft im Moment einfach schlicht zu viel, als dass ich alles unter der Woche erledigen könnte. Und da ich nächste Woche 3 Tage geschäftlich in Prag bin, wird sich auch da wieder ziemlich viel ansammeln.
In Russland ist man von Gesetzes wegen verpflichtet im Geschäft bis am 14. Dezember einen Ferienplan für das nächste Jahr einzureichen. Diese Planung möchte ich ebenfalls dieses Wochenende vornehmen. Ich sitze vor meiner grossen Weltkarte in meinem Heimbüro und stelle mir vor, wo ich noch nie gewesen bin und was mich als nächstes reizen könnte: Las Vegas, Indien, Tansania/Uganda, Venezuela/Kolumbien, Singapur/Hongkong, Dubai, Irkutsk7Baikalsee, Mongolei, Kamtschatka? Ihr seht, dass wird eine ziemlich schwierige Planung und wird wohl ziemlich viel Zeit erfordern. Und natürlich wollen wir die schöne Schweiz, Zürich und Schaffhausen auch nicht ganz vergessen!
Die Regierung hat vor zwei Wochen bekannt gegeben, wie die nationalen Feiertage für 2008 festgelegt wurden. Der erste Ferientag ist der 31. Dezember und da dies ein Montag ist, werden wir auch am Samstag 29. Dezember arbeiten. Ich werde daher dieses Jahr auch Silvester in Moskau verbringen und das neue Jahr wohl auf dem roten Platz begrüssen. Die Neujahrsferien inkl. russischen Weihnachten dauern dann bis 8. Januar. Auch später im Jahr werden wir zwei Samstage arbeiten und Brückentage vorzuholen.
Anfang Dezember finden die Parlamentswahlen in Russland statt. Die ganze Stadt ist überzogen mit Plakaten der Partei "Vereinigtes Russland", der Partei Putins. Ein Listenplatz auf den Wahllisten dieser Partei soll gerüchteweise etwa 2 bis 4 Millionen $ kosten. Von der Opposition ist praktisch nichts zu sehen. Der Wahlkampf, sofern man von einem solchen sprechen kann, wird fast gänzlich auf der emotionalen Schiene geführt. Von Programmen, Plänen oder klaren Vorstellungen was zu tun sei, kann man nicht wirklich sprechen. Dafür ist fast immer vom "Plan Putins" die Rede, doch man weiss nicht so genau was dieser Plan eigentlich ist. Die meisten vertrauen darauf, dass es wirtschaftlich weiter aufwärts gehen wird wie in den letzten Jahren und dass Russland weltpolitisch wieder zur alten Grösse zurückfinden wird. Auf vielen Plaketen ist denn auch der folgende Slogan zu finden: "Putins Plan - Sieg für Russland".
Do svidanija
Matthias

Samstag, 10. November 2007

Astrakhan

Liebe Freunde,
soeben bin ich von unserem Geschäftsleitungs-Meeting in Astrakhan zurückgekommen. Drei sehr spannende Tage. Leider hat der Akku meines Photo Apparates nicht ganz mitgespielt, so dass ich euch nur wenige Schnappschüsse zeigen kann.
Astrakhan liegt zwei Flugstunden südlich von Moskau am kaspischen Meer. Die Stadt hat etwa 300'000 Einwohner, liegt mitten im riesigen Volga-Delta und putzt sich gerade für die 450 Jahr Feier der Stadt heraus. Astrakhan ist das eigentliche 'Kaviar-Zentrum' Russlands, aber dazu später.
Nach der Ankunft am kleinen Flughafen, der gerade renoviert wird, haben wir zuerst verschiedene Shops und kleinere Einkaufszentren besucht. Dies ist natürlich ein fixer Bestandteil jeder Reise, denn es ist für uns ein guter Einblick in die Realität bzgl. Plazierung unserer Produkte, Pricing, Aktionen und Stärke der Konkurrenz. Die kurze Fahrt durch die Stadt war eindrücklich. Armut, heruntergefallene Häuser und Quartiere wechseln sich ab mit Neubauten und ersten Anzeichen wirtschaftlichen Aufschwungs (4*-Hotel, neue Restaurants, moderne Geschäfte etc.). Am Abend fuhren wir dann in unser Hotel, das ca. 2 Autostunden von Astrakhan entfernt mitten im nirgendwo liegt. Hauptsächlich im Sommer kommen Touristen hierher um zu fischen und zu jagen. Das kleine Hotel (16 Zimmer) ist nur mit kleinen Booten erreichbar. Die ganze Anfahrt war spannend und zeigte deutlich wie gross die Unterschiede in Russland noch immer sind. Über Schotterpisten fuhren wir an kleinen Dörfern vorbei, die fast ausschliesslich aus alten Holzhäusern bestehen und kaum beleuchtet sind. Die Leute sind sehr einfach gekleidet und verfügen wirklich nur über das Allernotwendigste. Die meisten Autos sind in einem sehr schlechten Zustand, es scheint weitgehend mit Holz und Kohle geheizt zu werden. Es tut gut, von Zeit zu Zeit aus dem modernen und 'verrückten' Moskau herauszukommen und auch diese Seite Russlands zu sehen.
Wir waren die einzigen Gäste im Hotel und haben neben geschäftlichen Besprechungen auch an einem Nachmittag gefischt. Es war unglaublich kalt und die 30 Minuten An-und Rückfahrt in den kleinen Booten zum Ort, wo wir gefischt haben, waren ziemlich hart. Zu zweit (gemeinsam mit meinem Kollegen Florin) haben wir 16 Fische gefangen. Die meisten eine Art Egli und einen Hecht. Das kleine unten abgebildete Dokument ist übrigens meine Fischer-Lizenz.
Die Abendessen waren von zwei Dingen geprägt: Kaviar und Vodka. Vodka gehört einfach dazu und wir haben dieser alten russischen Tradition ausführlich gehuldigt. Der Höhepunkt war aber der Kaviar. Pavel hatte auf undurchsichtigen Wegen ein Kilogramm fantastischen schwarzen Kaviar organisiert, der Beste, den ich je gegessen habe. Löffelweise haben wir dieser Delikatesse zugesprochen, ein wirklich Festessen. Wir haben zu siebt an einem Abend ein ganzes Kilogramm besten russischen Kaviars verdrückt. Wenn ich daran denke, was dies in der Schweiz kosten würde, packt mich ein leichtes Schaudern.
Astrakhan, wieder so ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde.




Do svidanija,
Matthias





Sonntag, 4. November 2007

Mauritius

Liebe Freunde,

um vor dem langen russischen Winter noch ein wenig Sonne zu tanken, entschloss ich mich für eine Woche in Mauritius Sonne und Wärme zu tanken. Ich flog zuerst nach Zürich, wo ich Freunde traf, und ich verbrachte in Schaffhausen einen Abend mit meiner Familie bei einem feinen Essen (Wild!) in Gennersbrunn.
Danach gings mit einem Air Mauritius Nachtflug ins Hotel Dinarobin. Leider war das Wetter in den ersten zwei Tagen nicht sehr schön. So blieb mir viel Zeit zum Lesen (Donna Leon und Alex Capus: beides sehr empfehlenswert), Relaxen und Zeit um kulinarischen Freuden zu huldigen. Die Restaurants im Hotel waren wirklich gut bis sehr gut und die kreolische Küche sagt mir sehr zu. Das Wetter wurde dann schnell besser und so genoss ich den Strand (s. Bilder) und das Meer in vollen Zügen. Am letzten Tag habe ich einen Ausflug im südlichen Teil von Mauritius unternommen. Es gibt zwar einiges zu sehen und die Insel ist auch landschaftlich sehr schön, aber viel mehr als einen Tagesausflug gibt es dann doch nicht her. Insgesamt war die eine Woche wohl gerade richtig.
Auf dem Weg zurück nach Russland habe ich dann noch einen Shopping-Zwischenhalt (Raclette-Käse!) eingelegt und Daniel und seine Kids getroffen.
Die Ferien gingen wie immer viel zu schnell vorbei. Zurück in Moskau geriet ich dann prompt in einen Mega-Stau und Pavel und ich benötigten über drei Stunden vom Flughafen nach Hause. Im Geschäft warteten natürlich viele Emails, Meetings und auch einige Überraschungen. Aber darüber ein anderes Mal.
Dieses Weekend ist ein verlängertes Wochenende, da am Montag ein Feiertag ist, ursprünglich wurde am 7. November die Oktoberrevolution gefeiert. Jetzt hat man den Feiertag ein wenig vorverlegt und den Zweck des Feiertages leicht abgeändert. Für mich heisst das, dass ich heute Sonntag im Büro in Ruhe Pendenzen aufarbeiten kann und dann am Montag auch noch ein wenig Ruhe habe. Diese wird allerdings beschränkt bleiben, da am Montag Abend der VR Präsident von Unilever zu Besuch kommt und ich ihn am Flughafen abholen und anschliessend mit ihm dinieren soll. Sollte eine spannende Angelegenheit werden, da er als VR-Mitglied von ABB, VR-Präsident von Ericsson und Electrolux bestimmt einiges zu erzählen hat, schaun mer mal.
Am Mittwoch geht es dann für drei Tage nach Astrachan ans kaspische Meer.

Do svidanija,
Matthias




Samstag, 13. Oktober 2007

Herbst

Liebe Freunde,
so schnell wie im April der Frühling - praktisch über Nacht - da war, ist nun der Herbst in Moskau angekommen. Innert zweier Tage sind die Temperaturen um über 15 Grad auf den Gefrierpunkt gefallen. Die Bäume haben die Blätter verloren, es regnet oft und windet stark und die Gartenpavillons der Restaurants sind grösstenteils bereits weggeräumt. Nur die Moskauer scheinen sich nicht gross ablenken zu lassen. Der Glacé- und Bierkonsum auf den Strassen ist immer noch gross und die meisten waren wohl mental auf dieses Wetter eingestellt. Nur der Verkehr leidet nun noch stärker. Vergangenen Montag ging einige Stunden gar nichts mehr. Die 'Moscow Times' hat den Tag als den Tag mit den schlimmsten Staus in der Geschichte Moskaus bezeichnet.
An eben diesem Montag erhielten wir bei Unilever Besuch eines Teils unserer Konzernleitung. Und auch die Verantwortliche für HR in Europa war zu Besuch. Insgesamt ist alles gut gelaufen und wir haben ein positives Feedback - auch für HR - erhalten. Das freut uns natürlich und macht die Arbeit einfacher und noch erfreulicher.
Nun steht ein ruhiges Weekend bevor. Am Sonntag Abend dann ein geschäftliches Abendessen und dann geht es schon bald in die Ferien nach Mauritius. Ich melde mich daher bis Ende Oktober ab. Ich wünsche euch allen einen schönen Herbst, geniesst die sonnigen Oktobertage und trinkt ein Glas Sauser für mich!
Do svidanija,
Matthias

Freitag, 5. Oktober 2007

Weekends

Liebe Freunde,
das wird dieses Mal ein etwas längerer Eintrag werden. es ist ja auch schon einige Zeit her, dass ich geschrieben habe.
Beginnen wir also vor zwei Wochen. Nach einem guten Wochenstart und einem Workshop mit meinem HR Managern bin ich am Mittwoch Abend nach Amsterdam geflogen. Am Donnerstag standen einige Meetings auf dem Programm und am Abend bin ich dann nach London weiter geflogen. Am Freitag Morgen hatte ich ein Meeting im neuen Hauptquartier von Unilever in London. Was für ein Gebäude - schlicht unglaublich. Das alte umgebaute Hotel liegt direkt an der Themse, es wurde sehr viel Glas verbaut und aus dem achten Stock hat man einen fantastischen Blick auf London, wirklich eindrücklich. Am späten Morgen habe ich mich dann auf den Weg nach Heathrow gemacht um nach 8 Uhr abends wieder in Moskau zu landen.
Am Flughafen habe ich dann auf Frank und Vincent gewartet, da mich die beiden in Moskau besucht haben (mit Frank und Vincent habe ich in der GL der Unilever Schweiz zusammen gearbeitet). Allerdings habe ich am falschen Flughafen gewartet! Kaum bemerkt, ist mein Fahrer mit 120km/h durch die Stadt gebraust. Schliesslich konnten wir die beiden mit nur wenig Verspätung am richtigen Flughafen begrüssen. Es war ein tolles Weekend mit Frank und Vincent. Wir haben bis 5 Uhr morgens gequatscht, einige Sehenswürdigkeiten in und um Moskau besucht, gut gegessen und uns ganz allgemein einfach gut amüsiert. Am Sonntag Nachmittag haben wir sie dann wieder zum Flughafen gefahren (diesmal zum Richtigen!). Es hatte allerdings dermassen viel Verkehr, dass ich mich entschied mit Zug und Metro nach Hause zu fahren, was etwa 1 1/2 Std. dauerte. Pavel benötigte mit Auto mehr als 3 1/2 Std.!
Nach einer kurzen aber anstrengenden Arbeitswoche bin ich dann am vergangenen Freitag mit meinem ganzen Team für ein Wochenende in die Türkei geflogen. Leider konnten wir nicht schon um 7 Uhr morgens fliegen, sondern erst am frühen Nachmittag, so dass wir erst am Abend in Antalya ankamen. Der Flug per se war aber ein Erlebnis. Bin zum ersten Mal mit einer Ilyuschin 86 geflogen, sozusagen die russische Version des Jumbos. Das Gepäck wird im unteren Stock deponiert, dann geht es über eine Treppe in den oberen Stock. Die Decke ist extrem hoch und das vermittelt ein Gefühl von sehr viel Platz. Die Russen nennen dieses Flugzeug den 'Zug der Lüfte'. Das Flugzeug schüttelt denn auch dementsprechend und der Lärm beim Start ist wirklich aussergewöhnlich. Aber sowohl der Hin- als auch der Rückflug waren wirklich gut!
Der Aufenthalt in der Nähe von Antalya war aus meiner Sicht ein voller Erfolg. Ich habe nur eine Stunde vor versammeltem Team übers Geschäft gesprochen (habe meine erste Rede in Russisch vorgelesen). Danach haben wir den Strand (Wassertemperatur 27°), das schöne und warme Wetter und die Infrastruktur des Hotel genossen. Am Abend haben wir 'Mafia' gespielt und danach die Hoteldisco aufgemischt (war mit 50 Mitarbeitern unterwegs - 44 Frauen und 6 Männer!). Anlässlich des Galadiners habe ich einige Mitarbeiter mit Awards ausgezeichnet und gemeinsam haben wir auf den Erfolg unseres Teams angestossen. Cool.
Es hat einige Mitarbeiter im Team, die noch nie im Ausland waren. Die Dankbarkeit, die Freude und die Bescheidenheit dieser Menschen hat mich beeindruckt und ich bin wirklich sehr froh, dass ich ihnen diese Möglichkeit bieten konnte. Am Sonntag Abend kamen wir alle wohlbehalten und zufrieden wieder in Moskau an.
Diese Woche war dann wieder ganz der Arbeit gewidmet. Zwei geschäftliche Abendessen und der erste Besuchs meines neuen Chefs standen ebenfalls auf dem Programm. Alles ist gut gelaufen und ich bin müde aber zufrieden.
Do svidanija,
Matthias

Samstag, 15. September 2007

Mutter Teresa

Liebe Freunde,
letzte Woche hatte ich Einblick in einen Teil der russischen Gesellschaft, der mir zwar auf den Strassen begegnet, den ich aber versuchte nicht so zu beachten oder aber mindestens gedanklich verdrängte.
Ein Kollege in unserer Geschäftsleitung ist Inder und zieht nach 7 Jahren in Moskau nach Singapur weiter. Seine Frau hatte das Haus von Mutter Teresa in Moskau unterstützt und er bat mich, ob ich diese Unterstützung nicht weiterführen könnte. So sind wir an einem Abend zum Moskauer Haus von Mutter Teresa gefahren. Es war ein eindrückliches, bedrückendes und zugleich hoffnungsvoll und nachdenklich stimmendes Erlebnis.
Die Schwestern unterstützen Menschen, die durch alle Netze der Gesellschaft gefallen sind und auf der Strasse leben. Sie betreiben eine Gassenküche und bieten etwa 60 Menschen ein Zuhause, bis diese ihr Leben wieder selbstständig meistern. Viele dieser Menschen haben Alkoholprobleme, einige sind körperlich und geistig behindert. Die Jüngsten sind 20 Jahre alt, die Ältesten über 80. Vielen ermöglichen die Schwetern einen würdevollen letzten Lebensabschnitt bis zum Tod. Auf Grund der grossen Kälte im Winter mussten vielen der Bewohner Glieder amputiert werden, da sie betrunken und ungeschützt über längere Zeit in der Kälte blieben.
Das Haus ist sehr einfach eingerichtet, mit einer Küche, einem kleineren Essaal und verschiedenen Schlafräumen. Es hat eine kleine Kapelle und einen Raum in welchem die Alkoholiker ihre Therapien erhalten.
Vier Dinge sind mir während meines Besuches besonders aufgefallen:
  • Ich weiss wenig bis gar nichts über das Leben dieser Menschen, denen ich doch täglich auf der Strasse begegne. So habe ich erfahren, dass diese Leute fast 'süchtig' sind nach dem Leben auf der Strasse und für sie schwierig ist, davon loszukommen. Auch haben sie untereinander klare Regeln, so zum Bsp. haben sie eigentliche Territorien in welche sie gehören und sie können sich nicht einfach frei in der Stadt bewegen.
  • Die Schwestern, welche dieses Haus betreiben, haben sich von sämtlichen materiellen und statusorientierten Dingen des Lebens verabschiedet und widmen sich voll und ganz diesen bedürftigen Menschen. Das beschäftigt mich noch immer, natürlich auch vor dem Hintergrund meines eigenen Denkens und Tuns.
  • Mutter Teresa ist in diesem Haus allgegenwärtig. In Gesprächen, auf Bildern, in den Zimmern. Unaufdringlich, fast nebensächlich - aber immer präsent.
  • Das Haus ist voller Fröhlichkeit. Die Schwestern hatten immer ein Lächeln für die Bewohner und sie strahlen eine unglaubliche Gelassenheit und Fröhlichkeit aus. Ich hatte jederzeit das Gefühl, dass sie mit dem Leben und mit sich selbst völlig im Reinen sind. Eindrücklich.

Auf alle Fälle werde ich die Unterstützung für das Mutter Teresa Haus in Moskau übernehmen und weiter führen. Diese Menschen haben es ganz einfach verdient, dass man etwas für sie tut.

Do svidanija,
Matthias

Mittwoch, 5. September 2007

Dnjepropetrovsk

Liebe Freunde,
nach einem ruhigen Wochenende, bin ich soeben von einer dreitägigen Geschäftsreise aus der Ukraine zurückgekehrt. War wieder einmal ein richtig gutes Erlebnis, aber alles der Reihe nach.
Am Montag bin ich bereits um 7 Uhr von Moskau nach Kiev geflogen. Für den Weg an den Flughafen in Moskau haben wir für einmal genau 25 Minuten gebraucht, normalerweise kalkulieren wir 1 1/2 Stunden für denselben Weg. Nach einem guten Flug und kurzer Fahrt mit Stau in Kiev (es hat zuwenig Brücken in Kiev) bin ich bereits um 9:30 im Unilever Büro angekommen. Hatte einen intensiven Tag mit meinem HR Team vor Ort und verschiedenen Gesprächen mit wichtigen Mitarbeitern. Um 18 Uhr fuhr ich dann wieder los Richtung Flughafen, da mein Flug von Kiev nach Dnjepropetrovsk um 21:00 geplant war. Am Flughafen dann die Überraschung, kein Flug um 21:00. Nach einigen Problemen habe ich dann herausgefunden, dass der Flug bereits um 20:05 geht! Also schnellstens ans Check-In und zum Gate. Musste dann doch noch etwas warten am Gate - und wähnte mich an einem Model-Wettbewerb. Eine Frau schöner als die Andere, wirklich fast unglaublich. . . .
Der Flug mit einer YAK42 ging dann gut über die Bühne (Freunde, die YAK42 ist ein wirkliches Erlebnis, Fliegen der anderen Art!) und so kam ich am späteren Abend in Dnjepropetrovsk an. Das Hotel wirklich schön, das Zimmer gross wie eine Turnhalle.
In den kommenden zwei Tagen haben wir dann Dnjepropetrovsk und Umgebung, viele Shops, mittelgrosse Läden und Einkaufszentren besucht. Wir haben dem historischen Herzen der Ukraine einen Besuch abgestattet (15. Jahrhundert), in sehr guten Restuarants gegessen, viel mit unseren Mitarbeitern gesprochen und das Ganze auf uns einwirken lassen. Und dann das Wetter: Sonnenschein, 32 Grad!
Und ich darf euch sagen: Dnjepropetrovsk ist wirklich eine Reise wert, ich war total überrascht. Ich hatte eine grosse (1.5 Mio. Einwohner), schmutzige und ein wenig verwahrloste ukrainische Industriestadt erwartet. Vorgefunden habe ich dann eine relativ saubere, im Kern moderne und schöne Stadt, mit wunderschönen Flusspromenaden am Dnjepr, einer fast mediterranen Stimmung und sehr herzlichen Menschen. War wirklich cool!
Am letzten Abend haben wir dann auch noch den Besitzer einer unserer Distributorenfirmen zum Abendessen getroffen. Extrem spannend! Stellvertretender Vorsitzender des Stadtparlamentes, Besitzer von etwa 10 verschiedenen Firmen, einiges am Geschäftsgebaren am Rande der Legalität - aber ein Vollblutunternehmer und sehr herzlicher Mann. Wir haben viel über ukrainische Politik, den Übergang zur Marktwirtschaft, die Gesellschaft im Wandel und das Geschäft gesprochen. War ein tolles Gespräch und ein toller Abend! Er hat uns bereits für die Euro 2012 eingeladen - und er meinte es sehr ernst! Das war wieder eines dieser Erlebnisse, die einem fürs ganze Leben bleiben und die einfach unglaublich lehrreich sind. Ich bin wirklich dankbar dafür, dass ich das erleben darf.
Bin heute Abend voller Gedanken, Bilder und Erinnerungen aus der Ukraine nach Hause gekommen.
Do svidanija,
Matthias

Sonntag, 26. August 2007

Feueralarm

Liebe Freunde,
in den letzten zwei, drei Wochen scheint sich die Verwaltung unseres Bürogebäudes ein neues Steckenpferd ausgesucht zu haben: das Einüben von Feueralarmen. Ich glaube wir haben das gesamte Gebäude in den letzten drei Wochen insgesamt 4 mal evakuiert. Der Alarm wird jeweils über Lautsprecher auf Russisch und Englisch durchgegeben. Dann gilt es mindestens die Wohnungsschlüssel, den Pass (!) und das Portemonnaie mitzunehmen und das Gebäude zu verlassen. Zu meinem Erstaunen haben bis jetzt die Notausgänge bis jetzt noch nicht funktioniert. Wir werden wohl so lange üben, bis dann auch das funktioniert. Auf der Strasse warten wir jeweils etwa 15 Minuten und können dann zurück ins Büro. Ich denke vor allem die Raucher unter den Mitarbeitern - und das sind hier sehr viele - sind gar nicht so böse über diese Zwangspausen.
Das Wetter hier in Moskau erstaunt mich immer mehr. Es war wieder die ganze Woche mindestens dreissig Grad warm, die Sonne schien und es war ein richtiges Vergnügen am späteren Abend vom Büro nach Hause zu spazieren. Man merkt richtig, wie die Moskauer die Wärme, die Sonne und das Flanieren durch die Strassen und Parks geniessen. Meine Assistentin hat mich aber schon mal vorgewarnt: so schnell es Frühling wurde, so schnell könne hier dann auch der Herbst einkehren. Na ja, mir persönlich würde das nichts ausmachen, aber schauen wir mal wie lange das gute Wetter noch hält.
Noch eine Anmerkung in eigener (Blog-)Sache. Ich habe bei einigen Blogs Photos beigefügt um das Ganze ein wenig aufzulockern und euch auch einen optischen Eindruck zu verschaffen. Photos findet ihr in den Ferienblogs über Brasilien, dem Blog "Ausflüge" und dem Blog vom letzten Wochenende.
Do svidanija,
Matthias

Sonntag, 19. August 2007

Hitze

Liebe Freunde,

es ist in der Tat aussergewöhnlich, aber der Sommer hier in Russland hat wirklich Ausdauer. Nachdem es schon während der letzten zwei Wochen fast nur schön war und sich die Temperaturen weiterhin um die 30° bewegen, scheint es auch in den nächsten Tagen bei diesem Wetter zu bleiben. Die Moskauer geniessen dieses warme Wetter in vollen Zügen, gönnen sich Glacés, ein kühles Bier, am Freitag Nachmittag geht es ab in die Dacha und die daheim Gebliebenen strömen in die verschiedenen Parks der Stadt.
Habe es ihnen am letzten Wochenende gleich getan und habe den 'Park des Sieges' besucht. Der Park ist primär dem Sieg im 2. Weltkrieg gewidmet. Im Zentrum steht ein riesiges Monument mit viele Brunnen, der Park berherbergt ein Militärmuseum, kleinere Imbissbuden und ist äusserst weitläufig. Er wird von Joggern, Inlineskatern, Velofahrern, verliebten Paaren und Familien mit Kindern genutzt. Genau der richtige Ort also, um mit einem kühlen Wasser, meinem iPod und Paulo Coelho im Gepäck ein wenig die Moskauer zu beobachten und einen ruhigen Sonntag zu verbringen. Hänge meinen Gedanken nach, träume von schönen Orten und bin in Gedanken bei mir wichtigen Menschen.
Da ich diese Woche Donnerstag und Freitag geschäftlich in St.Petersburg war, habe ich das Wochenende dort verbracht. Ich mag diese Stadt einfach sehr. Sie ist architektonisch wirklich schön, hat viele attraktive Ausflüge zu bieten, die Restaurants sind wirklich gut, das Leben ruhiger und die Leute es allgemein gemächlicher zu nehmen als in Moskau. Das einzig schwierige ist, wenn man sich den Flug mit 50 äusserst kommunikativen Südkoreanern teilen muss, die offensichtlich da Gruppenerlebnis geniessen und sich die neuesten Erlebnisse unbedingt quer durchs Flugzeug hinweg berichten müssen. Na ja, buche das unter interkultureller Erfahrung ab.
Nun geht's langsam in die Daunen. Als ich die Wohnung letzten November gemietet habe, fragte ich mich, wozu die Klimaanlage wohl gut ist. In der Zwischenzeit bin ich um einiges schlauer . . .

Do svidanija,
Matthias



Donnerstag, 9. August 2007

Immobilien

Liebe Freunde,
heute für einmal wieder ein wenig Einblick in russische Gepflogenheiten, Thema: Immobilien.
Das Kaufen von Wohnungen oder Häusern in Moskau ist ein wirkliches Abenteuer und ein ziemliches Risiko-Geschäft, vor allem wenn man sich auf die günstigere Variante einlässt und eine Wohnung kauft, die erst auf dem Papier besteht.
Es ist nicht selten, dass sich die angeblichen Bauherren mit dem eingenommenen Geld aus dem Staub machen und gar nie gebaut wird. Oder sie gehen während dem Bau Konkurs, und bei der Nachfolgefirma muss man seine eigene Wohnung dann nochmals kaufen. Es kann auch vorkommen, dass man das Geld wieder zurück erhält wenn die Wohnung dann endlich steht, weil die Bauherren dann zu einem viel höheren Preis wieder verkaufen können.
In der Regel enthält der Kaufvertrag kein Bezugsdatum, es kann also Jahre dauern bis mit dem Bau überhaupt begonnen wird. Meine Mitarbeiterin konnte ihre Wohnung jetzt 5 Jahre nach dem Kauf beziehen. Dabei war das Haus dann allerdings nicht ganz so, wie das ursprünglich versprochen wurde: kein Lift, andere Fassaden, kein Innenausbau. Moskauer rechnen in der Regel, dass sie nochmals etwa die Hälfte des Kaufpreises in den Innenausbau und Qualitätsverbesserungen investieren müssen. Meine Mitarbeiterin musste beispielsweise alle Fenster herausreissen und ersetzen, die Wände waren schief und mussten ausgebessert werden und die Geschichte mit den Sanitäranlagen will ich euch ersparen. Und dabei ist sie jetzt noch nicht mal offizielle Besitzerin, weil es nochmals Jahre gehen kann, bis das Gebäude registriert ist. Momentan hat sie also nur einen Kaufvertrag und die Schlüssel . . .
Natürlich ist der Immobilienboom ungebrochen und viele Leute verdienen viel Geld dabei, aber es ist ein schwieriges Geschäft. Ich jedenfalls bin froh, dass ich in meiner schönen Wohnung leben kann und keine solchen Probleme haben. Dass meine Putzfrau wieder mal 'schwänzt', fällt da ja überhaupt nicht ins Gewicht.
Do svidanija,
Matthias

Mittwoch, 1. August 2007

1. August

Liebe Freunde,
aus Anlass des 716. Nationalfeiertages ist heute natürlich ein leicht patriotischer Beitrag fällig.
Nachdem ich bis jetzt keinen Kontakt zur Schweizer Gemeinde in Moskau gepflegt habe, bin ich nun heute einer Einladung der Schweizer Botschaft und des Schweizer Vereins in Russland gefolgt und habe die 1. August Feier in der Schweizer Botschaft besucht. Insgesamt waren etwa 200 Schweizer und Russen an der Feier. Der Botschafter hielt eine Ansprache, wir sangen die ersten zwei Strophen der Schweizer Hymne (Gruss an Papi: ich habe mitgesungen!), es gab Bratwürste, Raclette, Bier und Mövenpick Glacé. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich sogar ein 1. August Abzeichen gekauft! Natürlich habe ich auch ein paar Schweizer kennen gelernt, darunter Andri und Jacky. Sie sind wie ich erst ein paar Monat in Moskau, mit Ihnen werde ich den Kontakt sicherlich halten und pflegen.
Momentan werden in meinem Quartier die Wasserleitungen gesäubert. Dies passiert offensichtlich einmal jährlich, hat allerdings eine unangenehme Nebenerscheinung. Die Warmwasserzufuhr wird während etwa zwei Wochen abgestellt. Seit ich aus Brasilien zurück bin, dusche ich deshalb jeden Morgen kalt . . . . Für mich eine neue Erfahrung, es kostet jedes Mal enorm Überwindung, aber ich bin danach definitv wach und bereit für den Tag.
Letztes Wochenende war ein Unilever interner Kandidat für eine offene Stelle mit seiner Frau zu Besuch in Moskau. Sie kommen aus El Salvador und arbeiten zur Zeit in Bogota, Kolumbien. Habe am Sonntag ein bisschen Fremdenführer gespielt und sehr interessante Gespräche geführt. Und wieder einmal musste ich feststellen, dass man keine (Vor-)Urteile über Dinge haben sollte, die man nicht kennt. Habe mir auf jeden Fall fest vorgenommen bei Gelegenheit in Bogota und Medellin vorbeizuschauen.
Morgen geht es nun in die Schweiz. Meine Mutter feiert am Freitag ihren 70. Geburtstag! Wer gratulieren möchte: 079 / 280 45 30. Sie wird sich über einen Anruf oder ein SMS bestimmt freuen.
Do svidanija,
Matthias

Montag, 23. Juli 2007

Zu Hause

Liebe Freunde,


ich bin nach sonderbarer Rückreise mit einem Tag Verspätung soeben wieder zu Hause in Moskau eingetroffen.
Die Ferienwoche mit Anne in Morro de Sao Paulo war wunderschön. Mit einem Kleinflugplatz sind wir von Salvador nach Morro de Sao Paulo geflogen. Dieser kleine und idyllische Ort ist die weite Anreise allemal wert. Fantastische Strände, Natur pur, sehr zurückhaltender Tourismus, gutes Essen, gute Ausflugsmöglichkeiten und eine tolle Pousada haben uns eine super Woche beschert. Ich habe die gemeinsame Zeit mit Anne in vollen Zügen genossen. Unter anderem haben wir einen ganztägigen Bootsausflug in einem kleinen aber pfeilschnellen Boot gemacht, einsame Strände besucht, die zweitälteste Stadt Brasiliens und ein Kloster besichtigt, Austern degustiert und am Strand gegrillte Langusten verzehrt. Brasilianische Karibik pur!
Natürlich vergingen die paar Tage wie im Flug. Bin froh, dass ich ein paar schöne Fotos als Erinnerung an diese Tage habe - und auf meiner Weltkarte habe ich soeben eine weitere Destination mit einer farbigen Nadel markiert . . .
Am vergangenen Freitag sind wir dann zurück nach Rio gereist, und dann hiess es Abschied nehmen. Es fiel mir wirklich schwer und ich hoffe, dass ich Anne bald wieder sehe. Sie ist dann mit ihrem Freund Ton zurück nach Arraial do Cabo gereist und ich habe eine Nacht in Rio de Janeiro verbracht. Habe mir ein Hotel an der Copacabana genommen und den Rummel der Panamerikanischen Spiele ein wenig beobachtet. Es hat an der Copacabana am Abend nur so von Sportlern und Funktionären gewimmelt und das Polizeiaufgebot war dementsprechend. Für einmal war die Copacabana am Abend ein sicherer Ort und ich habe das zu einem längeren Spaziergang genutzt.
Am Samstag bin ich dann nach Sao Paulo geflogen und kam dort mit zehnminütiger Verspätung an. Bin dann sofort zum Swiss Check-In gegangen, das zu meinem Erstaunen nicht mehr angeschrieben war. Worauf mir eine Swiss Mitarbeiterin erklärte, dass das Check-In vor 5 Minuten geschlossen wurde und ich nicht mehr mitfliegen könne!! Da ich alle Tickets bei Swiss in Zürich gekauft hatte, dachte ich eigentlich, dass da ein Irrtum vorleigen müsse und die mich schon noch mitnehmen würden - aber weit gefehlt. Ich sei halt 5 Minuten zu spät und sie lehne jede Verantwortung ab. Ich könne gerne am nächsten Tag fliegen oder eine 36-stündige Reise mit der Lufthansa über München machen (mit Ankunft in Moskau um 03:00!). Neben mir betraf das noch weitere vier Passagiere, die mit dem genau gleichen Flug von Rio nach Sao Paulo flogen.
Wer mich kennt, weiss, dass ich eigentlich eine eher ruhigere Person bin. Aber als ich so richtig realisierte, was da los war, bin ich ziemlich durchgestartet und ich glaube der ganze Flughafen hat mich toben gehört. Hat allerdings alles nichts genutzt: Hotel suchen, Taxi in die Stadt, Umorganisation von ein paar Dingen in Moskau und eine ungeplante Nacht in Sao Paulo. Versuchte mich mit einem sehr guten Essen zu beruhigen, muss aber gestehen, dass dies nur teilweise gelang. Ich werde das Ganze nicht einfach so auf sich beruhen lassen und werde mich bei Swiss noch bemerkbar machen.
Nun also, bin ja wieder gut in Moskau angekommen, hatte schöne Ferien, bin gut erholt und morgen warten mein Team und Unilever wieder auf mich.

Do svidanija,
Matthias


Samstag, 14. Juli 2007

Arraial do Cabo

Liebe Freunde,
ein kurzer Eintrag aus meinen Ferien in Brasilien. Ich hatte eine gute aber doch lange Reise von Moskau nach Sao Paulo. Nach einem Tag Akklimatisation in Sao Paulo, bin ich seit einer Woche in Arraial do Cabo. Das kleine Staedtchen im Norden von Rio hat etwa 25´000 Einwohner. Man erlebt hier den brasilianischen Alltag weit weg von den Metropolen. Das Leben hier scheint mir sehr viel einfacher und ruhiger, als wir uns da gewohnt sind.
Das Wetter spielt bisher gut mit, die Sonne scheint, Temperaturen um die 25 Grad, haette es mir nicht besser wuenschen koennen. Habe in der vergangenen Woche viel gelesen, noch mehr gegessen und viel Zeit mit Anne und ihrer Familie und ihren Freunden verbracht. Einige Stunden an den Straenden verbracht, Fahrt mit einem Fischerboot und Klettertour zu einem alten Leuchturm inklusive.
Morgen geht es eine Station weiter. Zusammen mit Anne fliege ich fuer eine Woche nach Morro de Sao Paulo in der Naehe von Salvador de Bahia. Weiteres Relaxen, Straende und gutes Essen sind angesagt. Und morgen Abend natuerlich der Final der Copa da America: Argentinien - Brasilien. Es fiebern hier schon alle auf dieses Spiel hin. Am Freitag geht es dann zurueck nach Rio de Janeiro und anschliessend auf die lange Ruckreise nach Moskau.

Ate a proxima,

Matthias


Sonntag, 1. Juli 2007

Ferienvorbereitungen

Liebe Freunde,
die lange ersehnten Ferien stehen vor der Türe. Am kommenden Mittwoch werde ich mich auf die längere Reise nach Arraial do Cabo machen, von Moskau über Zürich, Sao Paulo und Rio de Janeiro. Ich freue mich sehr auf die freien Tage und muss gestehen, dass ich Ferien wohl noch nie so nötig hatte wie gerade jetzt. Es tönt immer ein wenig unwirklich, aber das Leben hier braucht wirklich mehr Energie als ich mir das von der Schweiz her gewohnt war. Und wie kürzlich ein Expatriate gesagt hat, der schon 10 Jahre in Moskau lebt: hier packen sie die Erfahrungen, Erlebnisse und Geschehnisse von drei Jahren in ein Einziges. Kann nur sagen, dass dies wirklich etwas Wahres hat.
Vor den Ferien standen und stehen allerdings noch ein paar andere Dinge an. So die Rekrutierung von zwei weiteren Mitarbeiterinnen um mein Team zu vervollständigen, das Herumschlagen mit ganz komischen Gesetzesänderungen in der Ukraine und das Organisieren von zwei Reisen in den Osten des Landes nach meinen Ferien. Auch hatten wir diese Woche wieder Besuch aus dem Hauptsitz aus London. Unter den sechs Besuchern waren drei Brasilianer, die haben ziemlich gestaunt, als ich sich auf portugiesisch angesprochen habe.
Letzte Woche hatte ich ein lustiges Erlebnis in meinem Wohnblock. Die einzelnen Wohnungen verfügen hier nicht über Briefkästen. Die Post wird einfach unten beim Eingang auf die Theke gelegt, wo von Zeit zu Zeit der Security-Mann sitzt. Jeder sieht sich dann die ganze Post an und nimmt das für ihn bestimmte einfach mit. Als ich nach der Arbeit nach Hause kam, sah ich schon von weitem, dass ein 'Schweizer' Brief da lag - cool, endlich wieder mal Post für mich! Allerdings musste ich dann feststellen, dass der Absender die Stadtpolizei Zürich war, bin wohl während meinem letzten Besuch im Mai irgendwo zu schnell gefahren. Doch der Brief war nicht für mich! Es scheint also, dass ich nicht der einzige Bewohner dieses Hauses bin, der gelegentlich in die Schweiz fährt.
Nun wird mein Blog wahrscheinlich für einen Monat verstummen - es sei denn, dass ich irgendwo an einem einsamen brasilianischen Strand einen Internetanschluss finde . . . .
Do svidanija,
Matthias

Samstag, 23. Juni 2007

Nachtflug

Liebe Freunde,
diese Woche wird es einen eher kurzen Blog geben. Einerseits war ich den Grossteil der Woche in Holland, andererseits laufen meine Ferienvorbereitungen auf Hochtouren. Das heisst dann im Geschäft nochmals Vollgas geben und den Rest der Zeit die Füsse hochlegen, damit nicht die ganze Energie vor den Ferien schon verpufft ist.
Ich hatte mich diese Woche für die Rückkehr am späten Abend nach Moskau entschieden. Ich bin also um 19 Uhr ab Amsterdam mit der Lufthansa nach München geflogen. Dort dann umsteigen und mit dem Spätflug nach Moskau. Als ich in München zum Check-In ging, passierte ich schön der Reihe nach die Flüge nach Zürich, Genf und Basel - war ein spezielles Gefühl. Auf jeden Fall ging es dann eine Stunde später los Richtung Moskau. Ich habe während des ganzen Fluges gearbeitet, Konzepte bearbeitet und Emails geschrieben. Früher habe ich in Flugzeugen nie gearbeitet, jetzt habe ich es mir allerdings angewöhnt, es geht sonst einfach zu viel Zeit verloren. Der Service bei Lufthansa war übrigens sehr gut, was mich ehrlich gesagt ein wenig überrascht hat.
Um 02:45 morgens bin ich dann in Moskau angekommen und es war fast vier Uhr, bis ich schliesslich ins Bett kam. Eine gute Erfahrung, ich werde es wieder machen, da einfach weniger Zeit verloren geht an den Flughäfen und in Moskau bis nach Hause.
Schliesslich habe ich gestern noch die neueste Ausgabe der Revue für die Auslandschweizer erhalten (in der letzten Ausgabe hatte es übrigens einen längeren Artikel über 100 Jahre Knorr, was mich natürlich sehr gefreut hat). Diese Ausgabe enthielt auch die neueste Statistik der Auslandschweizer. Demnach leben zur Zeit 650 Schweizer in Russland, wovon etwa 300 Doppelbürger. Die 1. August Feier in der Schweizer Botschaft dürfte demnach eher im kleinen Rahmen gefeiert werden. Übrigens erhalte ich auch die Abstimmungsunterlagen aus Dübendorf regelmässig. Sie kommen allerdings so spät an, dass eine Teilnahme an den Abstimmungen nicht möglich ist, aber immerhin bin ich damit staats- und lokalpolitisch jederzeit auf der Höhe des Geschehens.
Do svidanija,
Matthias

Samstag, 16. Juni 2007

Feiertag

Liebe Freunde,
am letzten Dienstag war wieder ein Feiertag in Russland, der eigentliche Nationalfeiertag. Da dieser auf einen Dienstag fiel, war der Montag ein Brückentag. Ich habe diesen Tag genutzt, um einen der grössten Parks in Moskau zu besuchen - Sokolniki. Es hatte sehr viele Moskauer, die das schöne Wetter genutzt haben um im Park ein wenig frische Luft, Natur, die Sonne und eine entspannte Atmosphäre zu geniessen. Der Park bietet für einen kleinen Eintritt (CHF 2.50 für mich) schöne Gartenanlagen, Gartenrestaurants, viel Natur, Chilbi für die Kleinen, gute Wege für Inline-Skater und Konzertbühnen vorwiegend für die ältere Generation. Ich habe mich mit einem Buch und meinem iPod in den Schatten gelegt und ein paar Stunden relaxt. Hat gut getan.
Am Dienstag stand dann ein Arbeitsbesuch beim CEO zu Hause auf dem Programm. Er wohnt ein wenig ausserhalb Moskaus in einem sehr ruhigen Quartier. Ein sehr grosser Garten, der nahe Wald, kleinere Seen und das grosszügige Haus ergeben eine sehr gelungene Mischung und einen wirklichen Kontrast zum hektischen Grossstadtalltag im Zentrum Moskaus. Nach einem tollen Essen (Barbecue) haben wir drei Stunden lang Personaldiskussionen geführt. Es war wirklich angenehm dies im Garten auf einem lauschigen Terassenplatz zu tun.
Am Donnerstag hatte ich einen tägigen Workshop mit meinem Team und am Abend eine Einladung von Philips im Baltschug Kempinski. Der Chief HR Officer von Philips war mit seiner Entourage zu Besuch in Moskau und meine russische Kollegin bei Philips hat aus diesem Anlass ein paar Leute eingeladen um über Russland, HR-Themen und das Geschäftsumfeld hier zu diskutieren. Es waren sehr interessante Diskussionen und spannende Leute. Höhepunkt war ein kurzes Konzert eines Chors von Mönchen eines Moskauers Klosters, einfach fantastisch. Leider habe ich bereits am Nachmittag bemerkt, dass ich sehr wahrscheinlich Fieber habe und so konnte ich den Abend nicht voll geniessen. Bin trotzdem um Mitternacht am Kreml vorbei über den roten Platz nach Hause spaziert - das ist einfach jedesmal wieder ein schönes Erlebnis.
Mein Verdacht hat sich dann zu Hause bestätigt - und so liege ich nun seit zwei Tagen mit Fieber im Bett. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich das Ganze morgen überstanden habe. Am Montag gehts es dann nach Tula, am Dienstag fliege ich nach Amsterdam und kehre mit dem Nachtflug über München um 02:30 freitags wieder nach Moskau zurück.
Do svidanija,
Matthias

Samstag, 9. Juni 2007

Geburtstag

Liebe Freunde,
nach längerer Zeit wieder ein Blog aus Moskau. Was ist denn so gelaufen in den letzten zwei Wochen?
Zuallererst war ich mit Franziska und Daniel in St.Petersburg. Nach einem langen aber guten Geschäftsmeeting am Freitag sind wir am Abend gut Essen gegangen. Am nächsten Tag hat uns der Guide früh abgeholt und wir haben einige Highlights in St.Petersburg und Umgebung besucht, unter anderem eine ehemalige Sommerresidenz der Zaren in Pushkin mit dem berühmten Bernsteinzimmer. Der ganze Palast und die Umgebung sind wirklich sehr schön und einen Besuch wert. Am Abend dann eine Bootsfahrt mit gediegenem Essen auf der Neva. Sonntags sind wir dann mit dem Hydrofoil (ein Tragflügelschnellboot) nach Peterhof gefahren, auch dies eine ehemalige Sommerresidenz der Zaren. Eine fantastische Anlage mit Palast, Brunnen und riesiger Gartenanlage - absolut mit Versailles zu vergleichen. Am Abend habe ich mich dann von Franziska und Daniel verabschiedet und bin zurück nach Moskau geflogen.
Am Montag Abend ging es dann bereits weiter nach Kiev, wo wir eine Geschäftsleitungssitzung hatten. Den folgenden Tag habe ich genutzt um mit meinem HR Team vor Ort die wichtigsten Dinge zu besprechen. Die Rückreise nach Moskau war dann allerdings von besonderer Qualität:
Zuerst standen wir in Kiev ca. 45 Minuten in der Tupolev 154 auf der Startbahn (bei 34 Grad Aussentemperatur und natürlich noch ohne Klimaanlage) - Sauna zum ersten. Nach der pünktlichen Ankunft in Moskau standen wir wiederum 45 Minuten auf irgendeiner Rollbahn bis wir aussteigen konnten - Sauna zum zweiten. Dann an der Passkontrolle 45 Minuten anstehen weil vor uns eine Air China gelandet war und jeder Chinese mindestens 10 Minuten kontrolliert wurde. Dann 90 Minuten aufs Gepäck warten (habe mich während dieser Zeit mit einem Schweizer Geschäftsmann unterhalten, der zufälligerweise im gleichen Flugzeug sass). Bin schlussendlich kurz vor Mitternacht zu Hause gewesen. Na ja, das gehört eben auch dazu und bis jetzt hatte ich eigentlich immer Glück beim Reisen, könnte euch von meinen Kollegen ganz andere Müsterchen erzählen.
Am vergangenen Freitag habe ich natürlich meinen Geburtstag gefeiert. Mit Mövenpick Glacé, Früchten, Snacks und Fruchtsäften mit meinem Team im Büro. Einem feinen Abendessen im Cafè des Artistes, einer guten Zigarre mit Portwein und Discobesuch am Abend. Hat Spass gemacht, auch wenn ich jetzt wieder ein Jährchen älter bin.
Diese Woche stand wieder die Arbeit im Vordergrund, bis und mit heute Samstag, da wir einen Brückentag für Montag vorgeholt haben. Bin froh jetzt ein langes Wochenende zu haben, brauche ein wenig Ruhe und muss die Füsse hoch legen. Bin ehrlich gesagt ziemlich ferienreif und freue mich am 4. Juli ins Flugzeug steigen zu können: Moskau - Rio de Janeiro!
Do svidanija,
Matthias

Donnerstag, 24. Mai 2007

Lieblingsschwester

Liebe Freunde

Seit ein paar Tagen ist meine Lieblingsschwester (muss allerdings sagen, dass ich nur eine Schwester habe) und mein Schwager zu Besuch bei mir in Moskau. Sie geniessen die Stadt bei sagenhaftem Wetter (seit Tagen Sonnenschein und Temperaturen um die 30 Grad) und sind sehr unternehmungslustig. Allerdings mussten wir mit meiner Schwester Franziska als Erstes Schuhe kaufen gehen, da sie nur zwei Paar mitgenommen hat und eines davon Druckstellen verursachte. Das war vielleicht ein Erlebnis: am Sonntag um die Mittagszeit die ganze Tverskaya runter alle Schuhgeschaefte besucht und mit meinen bescheidenen Russischkenntnissen versucht den Verkaeuferinnen die Schuhgroessen zu erlaeutern. Natuerlich war Franziska ueber die Preise geschockt, aber das gehoert hier eben weitgehend dazu. Schlussendlich wurden wir gleucklicherweise aber doch fuendig und sie hat bei Ecco ein Paar erstanden.
Franziska und Daniel haben viel unternommen und ich denke, das allermeiste hat ihnen sehr gut gefallen: Flussfahrt auf der Moskva, Besuch von Gallerien und Museen, Lenin-Mausoleum, Besuch des Moskauer Zirkus, das Kloster in Sergiev Possad und heute dann die Zugfahrt nach St.Petersburg.
Ich werde morgen nach St.Petersburg fliegen, den ganzen Tag in Sitzungen verbringen und dann den Abend und das Wochenende mit Franziska und Daniel in St.Petersburg verbringen. Wir haben verschiedene Ausfluege in die Umgebung organisiert, so dass es eine kurzweilige Sache werden sollte.
Im Geschaeft laeuft derzeit sehr viel, bisweilen zuviel. Aber das gehoert halt auch dazu. Auf jeden Fall habe ich diese Woche ein paar gute Feedbacks bzgl. meiner Leistung erhalten und das freut mich natuerlich.
Do svidanija,
Matthias

Freitag, 18. Mai 2007

Konfirmation

Liebe Freunde,
Letztes Wochenende war ich nach laengerer Zeit wieder einmal in der Schweiz. Als Goetti stand die Konfirmation von Franziska an und ich habe mich sehr auf diesen Anlass gefreut. Natuerlich habe ich dies genutzt um drei Tage in der Schweiz zu verbringen, Freunde und Familie zu treffen und Banksachen zu erledigen. Ausserdem habe ich am Samstag einen Grosseinkaufstag betreffend Kleider eingelegt: 8 Hemden, 4 Hosen, Krawatten, Jacken etc. habe ich im grossen Stil eingekauft. Es geht in der Schweiz einfach viel schneller, ist unkomplizierter und auch ziemlich guenstiger als in Moskau.
Am Sonntag dann die Konfirmation, nach langer Zeit habe ich wieder mal die Kirche besucht. Der Gottesdienst war sehr kurzweilig, die Konfirmanden haben ihn wirklich gut gestaltet, das hat mir sehr gefallen. Beim Mittagessen dann viele spannende Gespraeche und fuer mich auch einige Updates was in Schaffhausen so laeuft. Am Montag bin ich dann mit Swiss wieder zurueck geflogen. Ich muss sagen, dass ich Aeroflot bevorzuge, wenn es der Flugplan irgendwie erlaubt. Der von Aeroflot benutzte Flughafen liegt guenstiger, der Service ist besser und der Preis auch.
Die vergangene Woche war geschaeftlich gesehen sehr hektisch. Es standen viele Meetings an, jede Menge spontaner Besprechungen und Termine. Und naechste Woche kommt eine Rotterdamer Delegation, was einiger Vorbereitungen bedarf. Auch hatten wir hier keine Feiertage, wir haben normal gearbeitet. So bin ich nun froh, dass es Freitag ist und das Wochenende ansteht.
Ausserordentlich waren diese Woche auch die Temperaturen, bis zu 26 Grad. Der Sommer ist fast explosionsartig eingetroffen, auf einmal sind alle Baeume gruen, Tausende Moskauer verbringen die Abende auf den Strassen und in den Parks - und die Stadt offenbart einen ganz anderen Charakter. Freue mich, auch diese Seite nun kennen zu lernen.
Do svidanija
Matthias

Donnerstag, 10. Mai 2007

Eishockey

Liebe Freunde

Die Eishockey Weltmeisterschaft in Moskau ist in vollem Gange. Gleichzeitig haben mich einige Freunde aus der Schweiz besucht. Fuer einmal war deshalb meine Wohnung gut genutzt und das Gaestezimmer konnte die ihm zugedachte Funktion auch wirklich erfuellen.
Maudi, Leo und Roger waren ein paar Tage in Moskau und anschliessend kam auch noch Alex zu Besuch. Ich denke es hat allen gut gefallen in Moskau. Es gibt ja auch einiges zu sehen und meine Besucher haben ihre Zeit in Moskau gut genutzt. Kreml, Tretyakov Gallerie und Sergiev Posad waren einige ihrer Stationen. Und dann natuerlich Eishockey. Insgesamt haben sie 8 Spiele besucht und somit einiges der Weltmeisterschaft mitbekommen. Und dann natuerlich noch das allerwichtigste Thema waehrend des kurzen Besuches: die russischen Frauen. Ihr werdet verstehen, dass ich dazu natuerlich nicht viel schreiben werde, bleibt alles unter Freunden . . .
Selbst habe ich 9 Spiele der Weltmeisterschaft besucht und es hat wirklich Spass gemacht. Die Stimmung war meist sehr gut, mit den Spielen Russlands als Hoehepunkt. Die Russen haben auch ein ganz neues Stadion fuer 14'000 Zuschauer gebaut. Dass man da als Zuschauer auf den billigeren Plaetzen ein Gelaender genau vor der Nase hat, ist da lediglich Nebensache. Im letzten Spiel (Viertelfinale RUS - TCH) sassen Alex und ich sogar in der ersten Reihe genau hinter der russischen Spielerbank, was ganz neue Eindruecke vermittelt hat und eine spannende Erfahrung war (auch wenn man die eine Haelfte des Spielfeldes nur beschraenkt einsehen konnte).
Nun gehts fuer ein kurzes Wochenende in die Schweiz, Franziska feiert ihr Konfirmation und als Goetti moechte ich da natuerlich dabei sein.
Do svidanija und davai Rassia!
Matthias

Montag, 30. April 2007

Spezielles

Liebe Freunde,

ich möchte diesmal im Blog ein paar spezielle Gegebenheiten oder Erlebnisse wiedergeben, die ich in den vergangenen Tagen und Wochen erlebt oder erfahren habe. Diese Themen sind nicht unbedingt zusammenhängend, aber ich dachte mir, dass sie für euch noch amüsant sein könnten.
Pferde im Zentrum: Bin neulich am Samstag Abend zum roten Platz spaziert. Auf dem Rückweg kamen mir doch tatsächlich auf dem Trottoir zwei Pferde entgegen. Das ist an sich schon sehr speziell für Moskau. Die Pferde wurden von zwei jüngeren Damen geritten, die offensichtlich auf dem Weg in den Ausgang waren! Top gestylt, schicke Klamotten und die Schminkspiegel in der Hand für den letzten Schliff. Mal was anderes . . . .
Einkaufen bei Auchan: War gestern Sonntag im Auchan einkaufen. Das ist an sich sehr angenehm, da Ikea, Obi, Stockmann und einige andere Geschäfte am selben Ort sind. Do was sich dann im Auchan abgespielt hat, das habe ich noch nie erlebt. Ich glaube, die Leute haben alle ihren Jahreseinkauf erledigt. Zwei Personen mit drei Einkaufswagen waren eher die Regel denn die Ausnahme. Es hat im Auchan etwa 80 (!) Kassen, dennoch bin ich fast eine Stunde in der Warteschlange gestanden. Werde zukünftig wieder im Laden an der Ecke einkaufen, einiges teurer aber viel angenehmer.
Arbeiten am Samstag: Letzten Samstag war in Russland offizieller Arbeitstag. Praktisch das ganze Land hat gearbeitet um heute Montag einen Brückentag einzulegen vor dem 1. Mai. Brückentagregelung duch die Regierung, für mich ganz was Neues.
Ticketverkauf für Eishockeyspiele: Letzte Woche hat die Eishockey-WM in Moskau begonnen. Der Ticket-Vorverkauf ist ziemlich undurchsichtig und komisch gelaufen. Viele Anbieter übers Internet, zum Teil horrende Preise, zuerst nur Tickets im Paket erhältlich und nicht für einzelne Spiele, dann lange Warteschlagen vor der Kasse. Habe mich gestern spontan entschlossen, das Spiel Finnland gegen Dänemark zu besuchen und habe prompt den Anpfiff verpasst, weil ich an der Kasse so lange warten musste. Nur 3 Kassen geöffnet (die sollten sich ein Beispiel an Auchan nehmen . . . ), eine lahme Software für den Ticketdruck und vor mir ein Mann, der gleich 28 Tickets für verschiedene Kategorien kaufen wollte. Habe es dann doch noch ins Stadion geschafft. Gute Stimmung, schlechte Verpflegung, einige Fans aus der Schweiz und viele verrückte Finnen. Hat Spass gemacht.
Schneefall Ende April: Während praktisch das ganze restliche Europa schwitzt, habe ich gestern wieder die dicke Jacke hervor geholt. 2 Grad und leichter Schneefall am Morgen und eine ziemlich bissig Bise.
Turandot: Letzten Donnerstag war ich zum Abend essen eingeladen - ins Turandot. Das ist das dekadenteste Restaurant, das ich je gesehen habe. Das Restaurant als Palast nachgebaut, alles täuschend echt, alle Kellner mit weissen Perücken, in der Mitte ein kleines Orchester auf einer Drehbühne (à la Rondo Veneziano), gutes aber teures Essen. Und auf der Karte kleine Schnäppchen wie ein Cognac für umgerechnet 1'600 CHF (25ml!). Auch das ist Moskau.

Do svidanija,
Matthias

Dienstag, 24. April 2007

Demonstrationen

Liebe Freunde,

ich hatte am Montag ein Meeting in Kiev. Um am Morgen früh auch rechtzeitig in Kiev zu sein, bin ich bereits am Sonntag gereist. Am Sonntag also früh zum Flughafen. In Domodedovo haben sie eine neue "Röntgenmaschine" installiert. Man stellt sich hinein, hebt die Arme und nach 5 Sekunden ist der Spuk auch schon vorbei. Wirklich sehr speditiv und angenehm. Ich habe mich nicht nach der Röntgenbelastung erkundigt, nach meinen Röntgenabeteuern vor drei Jahren in Mexiko kann mich diesbezüglich auch nicht mehr viel erschüttern.
Nach allen Kontrollen dann einen guten Cappuccino genossen und im Flugzeug die nächste Überraschung. Das Flugzeug halbleer, dafür rund um mich herum etwa 10 ukrainische Models. Alle etwa 1.80m gross, spindeldürr, übergrosse Sonnenbrillen und alle 2 Minuten den Schminkspiegel vor dem Gesicht. Nett anzuschauen, aber gar nicht mein Fall.
Das Wetter in Kiev war sehr schön, aber kühl. Und was seh ich da auf dem Weg in die Stadt: Reklametafeln für "IWC Schaffhausen"! Kurze Heimatgefühle und natürlich ein gewisser Stolz, dass es diese Uhren bis nach Kiev schaffen. Habe dann den Nachmittag und Abend zum Flanieren genutzt. Verschiedene Kirchen besucht, die Prachtstrasse entlang spaziert (am Wochenende immer autofrei!) und den Platz der Unabhängigkeit in Augenschein genommen. Erstaunlicherweise hatte es nur noch sehr wenige Zelte von Demonstranten, alles in allem war es sehr ruhig. Nach ein wenig Shopping und einem guten Nachtessen habe ich mich dann früh aufs Ohr gelegt. Im Hotel übrigens sogar Schweizer Fernsehen, dafür weder Vorhänge zum Verdunkeln noch Rolläden. Habe festgestellt, dass hier viele Leute ihre Zimmer nicht abdunkeln fürs Schlafen - hat mir echt Mühe gemacht und bin darum erst spät eingeschlafen.
Am nächsten Morgen dann ein völlig anderes Bild in der Stadt: einige Strassen gesperrt und sehr viele Demonstranten, erstaunlicherweise wenig Polizei. Meine Mitarbeiter sind ziemlich sauer in Bezug auf die politische Lage. Es ist allgemein bekannt, dass die Demonstranten aus den Regionen nach Kiev kommen und wenig politische Anliegen haben, dafür bezahlt werden (30$ am Tag, was für viele ein schönes Salär ist) und das Geld dafür natürlich aus der Staatskasse stammt. Dafür wird dann weniger in die Infrastruktur investiert. Wirklich schade, denn die Ukraine hat es verdient einen Schritt nach vorne zu machen und sich schnell weiter zu entwickeln.
Mein Meeting ist gut gelaufen, ich bin ganz happy mit meinen Mitarbeiterinnen in der Ukraine, sie machen einen guten Job. Und so bin ich dann am Abend spät zurück nach Moskau geflogen. Ohne Models, aber zufrieden.
Do svidanija
Matthias

Samstag, 21. April 2007

YES Club

Liebe Freunde

Diese Woche hatte ich eine Einladung vom YES Club. Anlässlich der Unilever Jahreskonferenz für Universitätsabsolventen wurde ich von einer Studentin angesprochen, ob ich bereit wäre, als Gast an einer Diskussion teilzunehmen. Natürlich habe ich zugesagt. Einerseits war ich neugierig auf diesen Club, andererseits sind dies für mich sehr gute Gelegenheiten die Leute, ihre Mentatlität und ihre Gepflogenheiten besser kennen zu lernen. Die Studentin hat mir den Zweck des YES Clubs erklärt: in diesem Club treffen sich Studenten und andere interessierte Personen wöchentlich um ihre Englischkenntnisse zu verbessern und mittels Gesprächen und Diskussionen englisch zu üben.
Olga, so heisst die Studentin, hat mir dann schnell nach der Konferenz via Email Themen- und Terminvorschläge zugeschickt und so bin ich dann diese Woche also zum YES Club gefahren. Hatte mich mit Olga in der Metro verabredet, das hat ganz gut geklappt. Ich bin dabei das erste Mal wirklich in der Stosszeit mit der Metro gefahren und muss sagen, dass das schon ein spezielles Gefühl ist. Ganz sicher nichts für Leute mit Platzangst. Man wird ganz automatisch von der Masse zum Ein- oder Ausgang geschoben . . .
Pünktlich um 19 Uhr sind Olga und ich im Clubraum angekommen, aber da war niemand. Ich befürchtete schon, dass das eine sehr kleine Diskussionsrunde werden würde, aber da lag ich falsch. Nach und nach trafen die Leute ein und um 19 Uhr 30 waren dann etwa 25 Leute anwesend. Jeder stellte sich vor (es war eine sehr gemischte Runde, sogar ein Abteilungsleiter der französischen Botschaft in Moskau war dabei) und dann begann die Fragerunde. Ich wurde richtiggehend gelöchert und mit Fragen zugedeckt:
Weshalb sucht Unilever nach Leadern, was ist ein Leader, wie international arbeitet Unilever, was macht einen guten Leader aus, wie beurteile ich die Russen, was sind Vor- und Nachteile von Russen gegenüber anderen Nationalitäten, kann man lernen ein Leader zu sein, was mein Erfolgsrezept sei etc. etc.
Wow, das war ganz schön intensiv. Es war eine spannende Diskussion, die zwei Stunden vergingen wie im Fluge und viele Fragen konnten nicht gestellt und diskutiert werden, da wir keine Zeit mehr hatten. Einige haben dann nach der Diskussion um Rat gefragt und wollten Termine mit mir vereinbaren. Und als ich am nächsten Morgen im Büro war, hatte ich schon die ersten Emails von Diskussionsteilnehmern in meinem Postfach. Insgesamt ein spannende Erfahrung und ich konnte wieder einiges an Erkenntnissen mitnehmen.
Heute dann der nächste Eye-Opener. Ich war an einen Fallstudien - Wettbewerb von Business Schools in Moscow eingeladen. 6 verschiedene Schulen präsentierten die Lösung derselben Fallstudie einer Jury bestehend aus CEO's von internationalen Firmen. Ich bin echt erschrocken, die Qualitäts-Unterschiede der Präsentationen waren gigantisch und das Niveau insgesamt doch eher bescheiden. Aber eben, auch wieder eine gute Erfahrung.
Jetzt mache ich Schluss, muss noch meine Koffer packen. Morgen fliege ich nach Kiev, bin gespannt ob man von den politischen Spannungen irgend etwas sehen wird.
Do svidanija,
Matthias

Sonntag, 15. April 2007

Sonntagsvorhaben

Liebe Freunde,

hatte mir vorgenommen diesen Sonntag nicht zu arbeiten - und habe das dann tatsächlich auch durchgehalten. Stattdessen bin ich bei schönstem Wetter mit der Metro ins Zentrum gefahren. Wollte das Puschkin Museum besuchen und einige Einkäufe tätigen.
Na ja, ich war definitiv nicht der Einzige mit dieser Idee. Die Warteschlange vor dem Museum war in etwa 500 Meter lang, so dass ich auf einen Besuch verzichtete. Habe stattdessen die Christi-Erlöser-Kathedrale besucht und einen längeren Spaziergang durch das Arbat Viertel unternommen. Es waren Tausende von Moskauern unterwegs und in der alten Arbat (zu vergleichen mit dem Niederdorf in Zürich) war sehr viel los. Nach einer Portion Fajitas im Hard Rock Café (wollte wieder mal etwas richtig Russisches . . . ) machte ich mich auf den Weg ins Warenhaus. Allerdings habe ich nach 5 Minuten den Rückzug angetreten. So viele Leute in einem Warenhaus habe ich nicht mal am 23. Dezember im Glattzentrum gesehen. Vor den Umkleidekabinen Warteschlangen, mehrere Minuten Wartezeit an den Kassen und Unmengen von Leuten, die in den Auslagen herumstöbern und bei den reduzierten Waren nach Schnäppchen Ausschau halten - wow! Bin dann mit der Metro zum Kreml gefahren und machte im berühmten GUM (Warenhaus am roten Platz) einen neuen Versuch. Hier hatte es bedeutend weniger Leute und so konnte ich einige meiner Einkäufe tatsächlich erledigen.
Diese Woche hatte ich wieder geschäftlichen Besuch aus London. Der Verantwortliche für Aus- und Weiterbildung Europa hat uns zwei Tage besucht. Er war schwer beeindruckt: Einerseits von Russland und Moskau an sich, andererseits von der Qualität der Mitarbeiterinnen in meinem Team, was mich natürlich sehr gefreut hat. Am Abend spät habe ich mit ihm den roten Platz und den Kreml besucht. Mein Besucher stand minutenlang wortlos in der Mitte des roten Platzes und war sichtlich beeindruckt. Danach hat er seine Frau und seine Eltern angerufen, einfach um ihnen mitzuteilen, dass er jetzt auf dem roten Platz stände. Es ist immer wieder spannend zu beobachten, wie Menschen aus Westeuropa in diesem Moment reagieren. Mir ging es übrigens das erste Mal im Jahre 2000 ganz ähnlich . . . .
Do svidanija,
Matthias

Samstag, 7. April 2007

Visumspflichten

Liebe Freunde

Es ist nun schon einige Tage her, dass ich mich an dieser Stelle gemeldet habe. Der hauptsaechliche Grund dafür ist, dass ich wieder für ein paar Tage in der Schweiz war. Schon wieder?!? Na ja, das alles musste kurzfristig organisiert werden, da ich wieder ein neues Visum benötigte, diesmal ein Arbeitsvisum. Also bin ich wieder in die Schweiz gereist. Das Ganze hat ziemlich viel Zeit benötigt, da das russische Konsulat in Bern nur an drei Tagen jeweils von 9 bis 12 geöffnet hat und ich natürlich meinen Pass nicht einsenden konnte, sondern Visum und Pass am selben Tag wieder mitnehmen musste. Also war ich schon um 8:15 in Bern vor dem Konsulat - und es waren bereits einige Personen am warten. Als ich dann um 9:30 an der Reihe war, sagte man mir (auf Französisch, es spricht niemand Deutsch, obwohl das Konsulat nur für die Deutschschweiz zuständig ist!), dass nur Posteinzahlungen akzeptiert würden. Bevor ich das Konsulat verliess um im Zentrum die Einzahlung zu tätigen, hatte ich eine kurze aber intensive Diskussion mit dem Security-Mann, da in der Zwischenzeit etwa 40 Personen auf der Strasse auf Einlass warteten und ich befürchtete, dass ich bei erneutem Anstehen in der Warteschlange mein Visum nicht mehr erhalten würde. Als ich zurückkehrte, liess er mich tatsächlich ohne weitere Diskussionen ein und ich hatte innert 10 Minuten mein Visa. Wow, ein gutes Gefühl. Nun sind wir daran, die notwendigen Registrationen und Bewilligungen in Moskau einzuholen. Mein Team macht da einen wirklich guten Job und ich bewundere ihre Geduld, denn der Umgang mit der russischen Bürokratie ist wirklich sehr speziell. Die Einholung aller Bewilligungen dauert etwa 14 Tage. In dieser Zeit habe ich keinen Pass, was in Russland etwas kritisch ist und darf nicht reisen. Danach aber bin ich dann völlig legalisiert - endlich.
In der Zwischenzeit bewegen sich die Wohnungsmieten wieder spürbar. Viele unserer Mitarbeiter erhalten Mietzinsaufschläge zwischen 8 und 15%, meist ohne Ankündigung und rückwirkend per 1. Januar. Einem Kollegen wurde die Wohnung gar mit einer Frist von 3 Monaten gekündigt, da der Vermieter die Wohnung verkauft hat und der Käufer die Wohnung selbst benutzen will. Ich geniesse also meine Wohnung in vollen Zügen und versuche möglichst gelassen zu bleiben, man weiss ja nie. Übrigens scheint in unserem Haus ein neuer Mieter eingezogen zu sein, muss eine wichtige Person sein. Jedenfalls stehen jetzt öfters am Abend vier bis fünf ganz in schwarz gekleidete Männer im Innenhof um eine völlig verdunkelte schware Limousine herum und warten - sie sind also sicherlich nicht wegen mir da . . .
Das Wetter hier in Moskau hat in der Zwischenzeit wieder gedreht. Nach 14 Tagen Sonnenschein und warmen Temperaturen hat es gestern hefitg geschneit, der Winter nimmt also nochmals einen Anlauf. Werde mich deshalb dieses Wochenende mehr meinen Pflichten im Haushalt, der russischen Sprache und der Erholung in den eigenen vier Wänden widmen.
Do svidanija,
Matthias

Samstag, 24. März 2007

Fühlingsvorboten

Liebe Freunde,

in Moskau sind die ersten Vorboten des Fühlings eingetroffen. Wir hatten die ganze letzte Woche relativ warmes Wetter (um die 14 Grad) und viele sonnige Tage. Ich habe das schöne Wetter sehr genossen und bin ein wenig durch Moskau spaziert, es ist ein ganz anderes Lebensgefühl. Das Leben in den Strassen und Parks ist deutlich aktiver geworden.
Vorletzte Woche war ich für zwei Tage in der Schweiz. Es fühlte sich irgendwie komisch an. War kurz im Glattzentrum und habe plötzlich gemerkt, dass ich ja verstehe, was die Leute um mich herum reden. Scheinbar habe ich mir in Russland abgewöhnt hinzuhören, da ich ja sowieso nicht verstehe was gesprochen wird. Natürlich habe ich die Gelegenheit auch für Einkäufe genutzt, zuoberst auf der Einkaufsliste stand - Aromat! Das Frühstück am Samstagmorgen mit meiner Familie habe ich sehr genossen. Ich bin in die Schweiz gereist um an der Generalversammlung der IVS teilzunehmen, da ich auf Grund meines beruflichen Wechsels jetzt aus dem Vorstand ausgeschieden bin. Es war schön einige Kollegen wieder zu treffen. Ich habe gestaunt wieviele Firmen bereits Geschäfte in Russland machen oder solche momentan anzustossen versuchen. Da scheint einiges in Bewegung zu sein, auch wenn es für viele ziemlich schwierig zu sein scheint.
Geschäftlich hatte ich eine intensive Woche. Unter anderem habe ich die neue Organisation meiner HR Abteilung kommuniziert. Fast alle meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben einen neuen Job. Bis jetzt hat alles gut geklappt und ich bin zuversichtlich, dass wir wieder einen Schritt nach vorne gemacht haben. In den nächsten Wochen werde ich wieder nach St.Petersburg und Kiev reisen und meine Teams vor Ort bei der Umsetzung zu unterstützen.
Allerdings werde ich erst Mitte April wieder reisen können. Die Regierung hat wieder einmal neue Regeln für die Registrierung ausländischer Personen festgelegt. Ich musste deshalb wieder ins medizinische Zentrum und die Gesundheitstests absolvieren (HIV, Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten, Drogen-Screening etc.). Das war nun schon das vierte Mal innert 5 Monaten, aber ich habe mich bereits daran gewöhnt. Auf alle Fälle wird meine Gesundheit so regelmässig gecheckt. Aber der ganze Prozess nimmt einige Zeit in Anspruch und währenddessen darf ich Moskau nicht verlassen.
So, nun aber geniesse ich ein ruhiges Weekend. Russisch Unterricht am Samstag, viel Lesen und Arbeit am Samstag stehen auf dem Programm.
Do svidanija
Matthias

Sonntag, 11. März 2007

Zuhause

Liebe Freunde,
nach einer Woche in London bin ich nun wieder zuhause in Moskau. Es war eine spannende und lehrreiche Woche.
Die ersten zwei Tage nahm ich an einem Vitality Workshop teil. Waehrend zwei Tagen lernten wir viel ueber Ernaehrung, Bewegung und Erholung. Wir machten Atemuebungen, Powernaps, Stretching, Ausdauertraining und vieles mehr. Auf einem iPod sind alle Uebungen gespeichert und ich habe fuer die naechsten 6 Monate auch einen persoenlichen Coach, mit dem ich einmal monatlich die Probleme und Fortschritte werde besprechen koennen. Habe mir dabei vorgenommen, ein paar Aspekte meines Lebensstils in den Bereichen Ernaehrung, Bewegung und vor allem Erholung zu veraendern. Jeden Morgen werde ich 15 - 30 Minuten meine Uebungen machen, danach wieder bewusst fruehstuecken und waehrend des Tages eine Pause mit mentalem Training einlegen. Mal schauen ob ich es durchhalten kann und ob es etwas bringt.
Im Anschluss an den Workshop hatten wir ein internationales Meeting mit 50 HR Kolleginnen und Kollegen. Fuer mich sind das immer Highlights im Jahr, ich geniesse es, Menschen aus aller Welt kennenzulernen. Habe mich dabei insbesondere mit meiner Kollegin aus China und meinem Kollegen aus Suedafrika unterhalten und dabei wertvolle Erfahrungen austauschen koennen. Hatte auch ein 6-Augen Gespraech mit unserem Chief HR Officer und der neuen verantwortlichen fuer das HR in Europa. Habe dabei ihre volle Unterstuetzung fuer meine Strategie in Russland und der Ukraine erhalten, was mir sehr wichtig war. Als Abschluss dann noch das Jahresgespraech 2006 mit meinem 'Rotterdamer Chef'. Er ist sehr zufrieden, ich insgesamt gesehen auch, also alles OK.
Am Freitag Abend bin ich dann nach Moskau zurueckgekehrt. Bin froh, fuer einige Tage wieder zuhause zu sein um die Batterien zu laden. Habe eine anstrengende Woche vor mir, mit vielen Terminen und wichtigen Meetings. Am Freitag geht es dann fuer zwei Tage in die Schweiz. Ich freue mich auf den kurzen Abstecher nach Schaffhausen.
Do svidanija,
Matthias

Sonntag, 4. März 2007

Ausfluege

Liebe Freunde,

das schoene Wetter am letzten Wochenende habe ich fuer einen Ausflug in die Umgebung von Moskau genutzt, nach Sergiev Posad. In dieser kleinen Stadt etwa 60 km ausserhalb Moskaus liegt eines der wichtigsten religioesen Zentren des Landes. Das noch sehr aktive und grosse Kloster in Sergiev Posad beherbergt mehrere wunscherschoene Kirchen. Da es mit -22 Grad ziemlich kalt war, habe ich die Besichtigung der Umgebung eher kurz gehalten und dafuer den (warmen) Kirchen mehr Zeit gewidmet. Sie sind wirklich ungewoehnlich, wunderschoen und sehr eindruecklich . Zufaellig bin ich dabei in einen russisch-orthodoxen Gottesdienst "gestolpert". Eine randvolle Kirche, viele schoene Gewaender, ein aussergewoehnlich schoener Gesang des Chors und viele stark symbolische Szenen werden mir in Erinnerung bleiben.
Moskau ist vom Wetter her gesehen momentan nichts besonderes. Es ist waermer geworden, der Schnee schmilzt, halbe Strassen sind ueberflutet und es ist ziemlich schmutzig. Es kann gefaehrlich sein als Fussgaenger das Trottoir zu benutzen, da grosse Eisbrocken von den Daechern fallen. Alles in allem ist es also besser die Metro oder das Auto zu nutzen.
Der 23. Februar (dieses Jahr ein Freitag) ist in Russland ein nationaler Feiertag, frueher war es der Tag der Armee. Heute heisst er anders und die Leute haben ihn zum "Tag des Mannes" umfunktioniert. Als ich am Montag danach ins Buero kam, hatten die Frauen in meinem Team einen Kuchen fuer uns drei Maenner im Human Resources gebacken, sie haben eine Ansprache gehalten und uns ein kleines Geschenk ueberreicht - cool! Allerdings ist nun am 8. Maerz der Tag der Frauen und da sind die Erwartungen der weiblichen Mitarbeiter natuerlich dementsprechend. Und in meinem Team sind wir 15 Frauen und nur 3 Maenner, das wird anstrengend werden. Aber natuerlich werden wir unser Bestes geben und haben bereits etwas vorbereitet. Aber darueber mehr beim naechsten Mal.
Den heutigen Beitrag schreibe ich uebrigens in London, da ich bis Freitag verschiedene Meetings im Unilever Ausbildungszentrum habe. Es regnet aber auch hier und es ist ziemlich kuehl. In diesem Sinne fuer einmal

bye bye und take care

Matthias